„Heraus, Heraus!“ schallt es durch die Straßen der Stadt, wenn viele, viele Kinder mit dem Storchenvater über mehrere Stunden von Haus zu Haus durchs Städtle ziehen und die Bürger auffordern, ihnen Süßigkeiten, Obst und Laugenbrezeln schenken. Mit einem meterlangen Stock klopft der Storchenvater an die Fenster der Haslacher Innenstadt: Die Bewohner warten schon mit gefüllten Körben, um den Kindern die Gaben herabzulassen. Und das Schönste: Auf den Stock des Storchenvaters fädeln sie von ihren Fenstern aus Butterbrezeln für die Kinder.
Los geht der Zug immer nach dem Zwölfuhrläuten und dem Gebet in der Mühlenkapelle. Keine Sorge, auch wer sich erst im Laufe des Nachmittages dem Zug anschließt hat noch beste Aussichten, noch reichlich Gaben zu erhaschen. Die Haslacher entlang des Weges freuen sich nämlich auf möglichst viele, viele Kinder und keiner von ihnen hat was dagegen, wenn unter den Kindern auch viele Gäste des Städtles sind. Im Gegenteil!
Natürlich wollen wir Ihnen auch noch verraten, was die Haslacher dazu bewogen hat, den 22. Februar Jahr für Jahr dem Storch zu widmen. Der mündlichen Überlieferung zufolge geht der Haslacher Storchentag auf ein Gelübde zurück. Mitte des 17. Jahrhunderts, so wird erzählt, drohte eine schwere Ungezieferplage die Ernte zu vernichten und damit eine Hungersnot auszulösen. Zuvor hatte bereits die Pest große Opfer in der Bevölkerung gefordert. Nun flehten die Haslacher in ihrer großen Not den Himmel um Hilfe an. Sollten sie gerettet werden, versprachen sie, künftig alljährlich zu „St. Peters Fest“ die Kinder und alten Leute zu beschenken. Ihr Flehen wurde erhört. In Scharen kamen Störche und fraßen das Ungeziefer auf. Die Hungersnot war abgewendet.
Seitdem feiern die Haslacher den „Storchentag“. Zeitlich ließe sich dies auch gut mit einem Nachweis im Haslacher Stadtarchiv vereinbaren. Jener belegt, dass 1643 ein Johann Jakob Arguin „zwölf Kreuzer erhalten. weil er den Storchen geklopfet“. Eine noch vorhandene städtische Rechnung weist diese Ausgaben auf und es wird vermutet, dass dieser Haslacher Bürger der erste nachweisbare Haslacher Storchenvater war.