Büffel als Landschaftsgestalter für den Kiebitz
Der Kiebitz, der früher weit verbreitet war, ist in Baden-Württemberg fast verschwunden. Der NABU nennt dafür die Gründe: In den letzten Jahrzehnten sind die Bestände um über 90 Prozent zurückgegangen. Früher noch sehr häufig zu sehen, ist der Kiebitz aus vielen Agrarlandschaften verschwunden. Vor allem die Entwässerung und der Verlust von Feuchtwiesen machen der Art schwer zu schaffen. Durch frühe Mahd und schnell wachsende Kulturen sind Äcker und Wiesen weitgehend als Bruthabitat ungeeignet.
Um dem entgegenzuwirken, setzt das Regierungspräsidium Freiburg in Riegel am Kaiserstuhl auf Wasserbüffel als „Landschaftspfleger“. Diese robusten Tiere beweiden dort eine Fläche, die eigens für den Kiebitz umgestaltet wurde. Sie sorgen mit ihren Hufen und ihrem Dung dafür, dass offene, schlammige Flächen entstehen – der perfekte Lebensraum für den Kiebitz.
Ein kleines Inselreich für den Vogel d Jahres 2024
Im Schutzgebiet „Entennest“ wurde ein neues Feuchtgebiet geschaffen, in dem der Kiebitz wieder brüten kann. Mit Hilfe einer Solarpumpe wird Wasser aus einem Tiefbrunnen auf die Wiesen geleitet und in einen alten Graben gepumpt, der für die Kiebitze verbreitert wurde. Auf mehreren kleinen Inseln im Wasser können die Vögel ungestört nisten. Hier kommen die Wasserbüffel ins Spiel: Sie suhlen sich gerne im Wasser und halten das Ufer schlammig – genau so, wie es der Kiebitz braucht, um Nahrung zu finden und seine Jungen großzuziehen.
Vier Wasserbüffel sind dort in Aktion: Zwei erwachsene Wasserbüffel und zwei Jungtiere beweiden die rund sieben Hektar große Fläche. Um die Büffel und die Pflege des Zauns kümmert sich Landwirt Eberhard Handloser aus Riegel: „Ich freue mich, dass ich diese wichtige Aufgabe übernehmen kann. Die Tiere sind mir schon richtig an Herz gewachsen.“
Kiebitz-Schutz mit tierischer Unterstützung
Die Büffel spielen eine Schlüsselrolle in diesem Artenschutzprojekt, da sie mit ihren Hufen den Boden aufbrechen und für eine abwechslungsreiche Landschaft sorgen. Ihre Präsenz vertreibt auch potenzielle Fressfeinde wie Füchse oder Marder, die durch den Elektrozaun abgehalten werden. Gleichzeitig wird die Fläche durch die Beweidung offengehalten, sodass Kiebitze und andere seltene Arten wie Libellen und Schmetterlinge profitieren.
Naturschutz als Zukunftsaufgabe
Das Projekt, das mit rund 100.000 Euro vom Land Baden-Württemberg unterstützt wird, zeigt, wie wichtig es ist, innovative Wege im Naturschutz zu gehen. Regierungspräsident Carsten Gabbert betonte bei der Vorstellung des Projekts, dass der Schutz des Kiebitz auch dem gesamten Ökosystem zugutekommt. Der Erfolg in Riegel könnte Modellcharakter haben und auch in anderen Regionen für bedrohte Arten angewandt werden.