Es war der „Jahrhundert-Orkan“ 26. Dezember 1999. Zwischen 10 und 12:30 Uhr trifft das Orkantief „Lothar“, das sich in der Biskaya gebildet hatte, mit einer verheerenden Wucht und Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h von West kommend in seiner ganzen Breite auf den Schwarzwald. Später wird man feststellen, dass „Lothar“ der schlimmste Orkan des 20. Jahrhunderts war. Nur der Märzorkan 1878 könnte annähernd an ihn herangekommen sein.

Foto: Vitold Muratov, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Orkanstärke bis zu 272 km/h Irgendwann an jenem zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 fällt auf dem Feldberg der Strom aus – bis dahin waren an der Wetterstation Orkanböen mit 212 Kilometern pro Stunde gemessen worden. Wie viel es letztlich wirklich waren, weiß man bis heute nicht. Aber nur rund 50 Kilometer entfernt sollen es auf dem ebenfalls exponiert liegenden Hohentwiel im Hegau sogar 272 Stundenkilometer gewesen sein.
13 Tote zu beklagen Lothar rauschte wie ein Heer wilder Furien über den Südwesten herein. Tausende Dächer wurden abgedeckt, Stromleitungen zerstört, auf Straßen und auf Schienen war kaum noch ein Durchkommen, die Verkehrswege waren durch Bäume zerstört oder blockiert. Insgesamt verloren in dem Inferno in Baden-Württemberg 13 Menschen ihr Leben, darunter auch welche im Schwarzwald.
Wald: Fläche von 56.000 Fußballfeldern total zerstört Dann der Wald. Nirgendwo sonst hat der Orkan so gewütet wie im Schwarzwald. Besonders in Mitleidenschaft gezogen: der Schwarzwald. Auf einer Fläche von über 40.000 Hektar – das
entspricht in etwa einer Fläche von 56.000 (!) Fußballfeldern – wurde der Wald total zerstört. Wie Streichhölzer knicken die Bäume unter der Wucht des Orkans. Die Wälder beben unter dem Krachen der Bäume. Am Ende liegen 30 Millionen m³ Sturmholz am Boden. So viel, wie ansonsten in der Forstwirtschaft in drei Jahren geschlagen werden.
Die im nördlichen Schwarzwald gelegenen Forstämter Lahr, Gengenbach, Baiersbronn und Pfalzgrafenweiler registrierten die schlimmsten Schäden im ganzen Land. Ganz abgesehen davon, dass der Sturm nicht nur im Wald, sondern auch darüber hinaus für schwerste Schäden gesorgt hat.
Natur hat sich erholt 25 Jahre sind seit der Katastrophe vergangen. Auf eindrucksvolle Weise wird auf dem Lotharpfad an der Schwarzwaldhochstraße an sie erinnert. Auf ihm können Sie erleben, wie sich die Natur nach einem Sturm ohne menschliches Eingreifen entwickelt und mit welcher Kraft neuer Wald entsteht. Viele Insekten und Pilze fanden im Totholz neue Lebensräume, junge Bäume wachsen wild in die Höhe. Der ein Kilometer lange Lotharpfad ist der am meisten begangene Erlebnispfad des Schwarzwaldes.

Aus dem Orkan gelernt: Mischwälder statt Monokulturen 25 Jahre nach der Katastrophe erinnert man sich daran, dass von den rund 40.000 Hektar Kahlflächen heute nichts mehr zu sehen ist. Der Wald wurde in einem großen Kraftakt von dessen Besitzern und den Forstleuten erst geräumt und dann im Laufe der Jahre wieder aufgeforstet. Dabei wurde nicht wie in der Vergangenheit Monokulturen wie Fichtenwälder angepflanzt, sondern es wurde Wert auf naturnahe Mischwälder gelegt. Baden-Württembergs zuständiger Minister Peter Hauk findet dafür lobende Worte: „Diese stabilen Mischwälder minimieren die Risiken im Wald bei Sturmschäden.“ Für ihn eine sehr wichtige Geschichte, denn „aufgrund der Klimaveränderungen müssen wir künftig häufiger mit schweren Stürmen rechnen.“
Eine Konsequenz: moderne Warndienste Und noch jemand hat dazugelernt: die Meteorologen. Die waren unmittelbar nach der Katastrophe stark in die Kritik geraten, sahen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht rechtzeitig vom Ausmaß und der Stärke des Sturms gewarnt zu haben. Ja, es war Orkan Lothar, der den Anstoß für die Bemühungen geführt hat, die zu den heutigen, modernen Unwetterwarndiensten geführt haben