Schwarzwald aktuell
Foto: Storz/Hochschwarzwald Tourismus GmbH
Das Plattenwieble trug drei Röcke übereinander, auf dem Kopf saß ein ausgebeulter Männerhut, sie fing Frösche und schnorrte Zigarrenstumpen, die sie genüsslich in ihrer Pfeife rauchte.
Das Plattenwieble trug drei Röcke übereinander, auf dem Kopf saß ein ausgebeulter Männerhut, sie fing Frösche und schnorrte Zigarrenstumpen, die sie genüsslich in ihrer Pfeife rauchte.
Foto: Storz/Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Unvergessen: das legendäre Plattenwieble aus dem Schwarzwald

2. Mai 2023

Josefa Schuler war eine Frau, die schon zu Lebzeiten eine wahre Legende wurde. Nur wenige Menschen kannten sie unter ihrem bürgerlichen Namen. Ihre Berühmtheit erlangte sie vor allem als „Plattenwieble“, ein Name, der sich von der „Platte“ ableitet, einer Hochebene bei St. Peter, wo sie oft gesehen wurde.

Es gibt zahlreiche Anekdoten und Geschichten über die Frau, die 1854 auf dem Langeckhof bei St. Peter im Hochschwarzwald geboren wurde. Im Alter von 30 Jahren brachte sie ein uneheliches Kind zur Welt, das von einem Hirten gezeugt worden war. Das Mädchen war ihr Ein und Alles. Nach dem tragischen Tod des Kindes im Alter von fünf Jahren veränderte sich Josefa Schuler, sie wurde zunehmend schrullig und ihr Verhalten immer seltsamer.

Barbara Bollwahn stellt uns auf den Internetseiten der Hochschwarzwald Tourismus GmbH das Plattenwieble vor. Sie berichtet, dass sie sich nicht mehr wusch, nachts in voller Kleidung auf der Ofenbank schlief und dort auch arbeitete. Dort fertigte sie Reisigbesen, die sie in der Umgebung verkaufte. Das brachte ihr den Spitznamen „Kandelhexe“ ein, obwohl ihre Besen zum Fegen und nicht zum Fliegen gedacht waren.

Josefina Schuler trug stets drei Röcke übereinander und lief meist barfuß, auch im Winter. Wenn der Besenverkauf nicht gut lief, stahl sie manchmal Eier von Bauern, um diese später wieder zu verkaufen. Waldarbeiter vermissten damals oft ihr Vesper.

Dem Plattenwieble wird ein robustes, fröhliches und frommes Wesen nachgesagt. Oft war ihr lautes Singen zu hören, bevor sie aus einem Gebüsch hervorkam. Sie trank vor allem Schwarztee, aber auch Kirschwasser. Ihre Hauptnahrung bestand aus Speck und Brot.

Bei Begegnungen mit Wanderern bettelte sie stotternd um Geld oder Tabak. Wenn sie etwas bekam, ließ sie sich gerne fotografieren. So entstand wahrscheinlich das bekannte Postkartenmotiv von ihr. Weitere Bilder sind in der Gaisfelsenhütte am Kandel-Höhenweg zu finden.

Am 16. Dezember 1936 starb Josefa Schuler im Alter von 82 Jahren. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Friedhof in St. Peter. Ihre geliebte Pfeife wurde ihr ins Grab gelegt, das von einem beeindruckenden schmiedeeisernen Kreuz mit der Inschrift „Hier ruht Josefa Schuler, Plattenwieble“ geschmückt ist.

Vergessen ist sie nicht. Jedes Jahr während der Fasnachtszeit wird sie im Glottertal lebendig. Dort gibt es das Plattenwiible als Fasnachtsfigur, die natürlich so gekleidet ist, wie die Menschen im Schwarzwald ihre Legende in Erinnerung haben.

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Solverwp- WordPress Theme and Plugin