Das SWR- Fernsehen hat in dieser Reportage, die am 1. November 2023 um 18.05 Uhr ausgestrahlt wird, Menschen entdeckt, dievon diesen Spuren des Vergessenen fasziniert sind, überwältigt vom morbiden Charme des Vergänglichen: Das ist es, was die Fotografinnen und Fotografen antreibt, die Spuren von Leben an verlassenen Orten suchen und dabei auch die Ästhetik des Verfalls einfangen.
Unzählige verlassene Orte gibt es hier, viele davon im Schwarzwald. So ist etwa die Blütezeit vieler Hotels und historischer Kurhäuser gerade an der Schwarzwaldhochstraße längst Vergangenheit. Ihr Schicksal sind oft unrettbarer Verfall und Abriss. Doch in der Zwischenzeit kommen Hotelgäste der anderen Art. Es sind Fotografinnen wie Victoria Übach aus der Nähe von Pforzheim, die nachspüren möchten, wie es einst dort zuging. Sie halten solche verlassenen, ja teils längst vergessenen Orte auf ihren Fotos fest und bewahren sie für die Ewigkeit. Völlig fasziniert erkundet die Fotografin lange leerstehende Gebäude wie das Hotel Alexanderschanze auf dem Kniebis oder ein früheres Erholungsheim, aber auch alte Bauernhäuser, in denen einst Familien lebten und die dann zu Geisterhäusern wurden.
Charlottenhöhe am 11.10.2023 abgebrannt
Auch Oliver Wiehl aus Schramberg ist begeisterter Hobby-Fotograf. Historische Heilstätten haben es ihm besonders angetan. Verlassene Gebäude alter Krankenhäuser und Sanatorien, die noch immer ein gewisses „Zauberberg“-Feeling verströmen. Genau dorthin treiben ihn seine Entdeckungstouren, wenn er sich zur Motivsuche im südbadischen Vöhrenbach oder rund um die Charlottenhöhe bei Schömberg im Nordschwarzwald aufmacht, einst eine der bedeutendsten Tuberkulose-Heilstätten im Land. Die Bilder, die der Film zeigt, sind so seit wenigen Tagen nicht mehr zu sehen. Das leerstehende Haus wurde bei einem Großbrand in der in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 2023 ein Raub der Flammen.
Geschichtsträchtige Gebäude
Jasmin Seidel aus Pfaffenweiler bei Freiburg sieht sich ebenfalls als eine Art Schatzsucherin. Was sie reizt, ist längst vorbei und ist genau deshalb für sie heute umso faszinierender, wenn sie mit ihrer Kamera die Geschichtsträchtigkeit historischer Gebäude, alter Werkstätten und maroder Fabriken erkundet. Schloss Buchholz etwa ist seit Jahrzehnten unbewohnt. Oder die einstige Edelsteinschleiferei Wintermantel in Waldkirch und die ehemalige Herdfabrik Otto Burkhardt in Offenburg: Orte, in denen lange niemand mehr gearbeitet hat. Es gibt ein Geheimnis, das die Orte in sich tragen – solange sie noch existieren. Die Fotografinnen und Fotografen wollen die Ästhetik des Verfalls einfangen.