Foto: Roland Hebsacker
Punkt acht ist es am Neujahrsmorgen in Villingen mit der Ruhe vorbei. Mit mächtigem Kanonendonner wird hier das neue Jahr begrüßt und damit einem alten Brauch Rechnung getragen.
Punkt acht ist es am Neujahrsmorgen in Villingen mit der Ruhe vorbei. Mit mächtigem Kanonendonner wird hier das neue Jahr begrüßt und damit einem alten Brauch Rechnung getragen.
Foto: Roland Hebsacker

G’schichtle 56: Neujahr: Kanonendonner über Villingen

21. Dezember 2022
Für viele ist die Neujahrsnacht - wenn’s ums Aufbleiben geht – die längste des Jahres. Schließlich will man ja den Jahreswechsel miterleben. Wie gut, dass man am Neujahrsmorgen so richtig lange ausschlafen kann. Es sei denn, Sie leben in Villingen oder sind dort gerade zu Besuch.

Punkt acht Uhr ist es da mit der Ruhe nämlich vorbei. Plötzlich liegt mächtiger Kanonendonner über der alten Zähringerstadt. Mit zwölf Salutschüssen aus vier mächtigen Vorderladerkanonen begrüßt das Historische Grenadiercorps das neue Jahr. Für jeden Monat  gibt es einen Schuss. Und jeder ist darüber hinaus auch noch einer bestimmten Person gewidmet. Zum Beispiel dem Oberbürgermeister der Stadt, der natürlich zusammen mit vielen weiteren Frühaufstehern dieser traditionsreichen Zeremonie beiwohnt.

Brauch geht aufs Jahr 1633 zurück

Mit dem Neujahrsschießen haben die Villinger Grenadiere vor vielen Jahren einen alten Brauch wiederaufleben lassen, der bis ins Jahr 1633 zurückgeht. Damals – zu Zeiten des 30-jährigen Kriegs also – hatten die Villinger gerade eine schwere Belagerung durch die Schweden und Württemberger erfolgreich überstanden. Die Erleichterung und die Freude darüber, veranlasste die ledigen Bürgersöhne damals zur achten Stunde des Tages zwölf Schüsse abzufeuern.

Bis heute ist der Ablauf militärisch straff durchorganisiert und stellt die Mitglieder der Grenadiere in ihren schmucken und beeindruckenden Uniformen am Neujahrsmorgen vor viele Herausforderungen. Bereits um 6.45 Uhr ist Antreten angesagt. Nach einer kurzen Ansprache des Hauptmannes werden die Kanonen besetzt und von Hand auf das Villinger Hubenloch, einem Hügel ganz in der Nähe der Innenstadt, gezogen.

Natürlich freuen sich die Grenadiere  der Schwarzwaldstadt über viele Zuschauer. Die werden dann auch am Rande des mittelalterlichen Spektakels mit Glühwein, Tee – und wer es am frühen Morgen schon vertragen kann – auch mit einem Schnäpschen bei Laune gehalten.

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