Zeitreise / Triberg, vor 80 Jahren: Wie sich NS-Himmler in der Schwarzwaldbahn versteckte

14. Mai 2024
Eingeladen hat ihn in Triberg wohl niemand. Da war er kurz vor Ende des Krieges trotzdem. Und das über Wochen: Heinrich Himmler, hinter Adolf Hitler der zweitmächtigste Mann im verbrecherischen NS-Regime und einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust mit seinen Millionen Toten sowie vieler anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Doch der Reihe nach.

Winter 1944/45: Immer heftiger werden die Bombenangriffe der Alliierten und immer mehr deutsche Städte versinken in Schutt und Asche. Die braunen Machtinhaber, die den sinnlosen Krieg angezettelt haben, führen ihn trotz der hoffnungslosen Lage weiter. Bis zum bitteren Ende. Einer der Nazigrößen ist Heinrich Himmler.
Himmler, u.a. Chef der berüchtigten Waffen-SS und der Gestapo, wird in jener Zeit der Boden in den großen Städten aufgrund der vielen Luftangriffe zu heiß. Auf der Suche nach einem vermeintlich sicheren Plätzchen kommt er im Spätherbst 1944 nach Triberg, wo er sich bis Mitte/Ende Januar 1945 aufhält. Er kommt nicht alleine, sondern rückt gleich mit einem Zug mit mehreren Salonwagen samt Personal an. In ihm hat er seine Befehlszentrale.

So oder so ähnlich sahen die Salonwagen aus, mit denen Heinrich Himmler (Bild) und andere NS-Größen einst unterwegs waren. Dieser stammt dem Jahr 1937 und steht heute im „Haus der Geschichte“ in Bonn. Foto: Von Holger.Ellgaard – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16614798

Dass er Triberg auswählt, kommt nicht von ungefähr. Das enge Gutachtal, die hohen Felswände beim Triberger Bahnhof und nicht zuletzt die Tunnel der Schwarzwaldbahn bieten dem SS-Chef den perfekten Schutz vor feindlichen Luftangriffen. Himmlers Zug ist stets in Sekundenschnelle abfahrbereit. Die Lokomotiven an der Spitze und am Endes des Zuges stehen Tag und Nacht unter Dampf. Jedes Mal, bevor Bomber am Himmel auftauchen, rauscht der „Himmlerzug“ in den Großhaldentunnel. Erst dann schrillen die Sirenen, wird die Bevölkerung gewarnt. Irgendwie spricht sich im Städtle herum, wer sich da bei ihnen aufhält. Und schnell hat der Großhaldentunnel denn auch seinen neuen Namen weg, wird aus ihm der „Großheldentunnel“.

„Triberg im Loch, wir finden dich doch“

Die Luftangriffe auf Triberg nehmen zu. Irgendwie müssen die Alliierten vom Aufenthaltsort der Nazigröße erfahren haben. „Triberg im Loch, wir finden dich doch“. Immer wieder warfen sie aus ihren Flugzeugen nicht nur Bomben, sondern auch Flugblätter mit diesem Text ab.
Mitte Januar verlässt Himmler mit seinem Zug das Schwarzwaldstädtchen. Ein Aufatmen dürfte durchs Städtchen gegangen sein. Nach Kriegsende versucht Himmler zu fliehen, gerät aber in britische Gefangenschaft. Nur wenige Tage später begeht er wie Hitler Selbstmord.

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