Stellt sich natürlich sofort die Frage, wie man eine Weinlage „Baßgeige“ nennen kann. Nun; von oben betrachtet hat ein bestimmtes Rebstück der Oberbergener Weinlage doch tatsächlich die Form einer Baßgeige. Irgendjemand muss das bereits vor mehr als 100 Jahren aufgefallen sein. So wurde der Name geboren, der heute zu den renommiertesten in der deutschen Weinszene gehört.
Dazu wiederum trägt ganz sicher sehr wesentlich die Winzergenossenschaft Oberbergen bei, die 2021 als die „Beste Winzergenossenschaft Deutschlands“ ausgezeichnet wurde. Ein Erfolg, zu den man die Winzergenossenschaft mit ihren 400 Winzerfamilien nur beglückwünschen kann. Auf einer Gesamtfläche von mehr als 350 Hektar bauen sie hier Reben an, die Grundlage für Weine vom Feinsten angebaut.
Und hier geht’s lang
Start und Ziel des rund 8,5 Kilometer langen Weinwadnerung ist die Winzergenossenschaft Vogtsburg-Oberbergen, wo auch Parkplätze zur Verfügung stehen.
Von dort geht es zunächst mitten durch die quirlige Weinbaugemeinde, vorbei an Weingütern und weit über den Ort hinaus bekannten Restaurants die Badbergstraße entlang. Nach rund 500 Metern verlässt man die Hauptverkehrsader und biegt links ab in die Kirchstraße. Wer mag, schaut sich die Kirche St. Mauritius an, deren Kirchturm der Wanderer über nahezu den gesamten Rundweg nicht aus den Augen verliert.
Knapp 100 Meter nach der Kirche heißt es Augen auf und rechts in einen kleinen Fußgängerweg abzweigen. Zur Linken befindet sich ein kleiner Platz, mit zahlreichen Informationstafeln für Gäste. Die Hauptrichtung bildet zunächst der „Badbergpfad“ der am großen, dort aufgestellten Wegweiser ausgewiesen ist. Nach nochmals rund 100 Metern ist der zwischen Ort und Rebberg verlaufende Radweg erreicht, der dem Wanderer erste Eindrücke der für den Kaiserstuhl typischen Lössböschungen gewährt.
Etwa 650 Meter geht es nun den Radweg entlang, bis es auf Höhe der Einmündung Rebenstraße steil links hinauf in die Weinberge geht. Der etwa 500 Meter lange Anstieg hat es in sich, dafür gibt es unterwegs einiges zu entdecken. In den Lösswänden beispielsweise sind die Nistlöcher der Wildbiene zu sehen, welche die Lieblingsspeise des ebenfalls im Kaiserstuhl und oft in direkter Nachbarschaft zur Biene beheimateten, farbenprächtigen Bienenfressers ist.
Wer sich unterwegs umdreht, bekommt zudem einen ersten Überblick über das Herz des Kaiserstuhles – von den für den Weinbau angelegten Terrassierungen, die von Ferne wie mit grünen Teppichen belegte Riesentreppen wirken, hinauf zum Naturschutzgebiet Badberg mit seinen sanften Wiesenhügeln hin zum Wahrzeichen des Kaiserstuhles, seiner höchsten Erhebung, dem Totenkopf mit dem markanten Sendeturm.
Nach rund 45 Minuten Wanderzeit ist der erste Rastplatz erreicht. Zwei Sitzgruppen laden zum Verschnaufen und zur Rundumschau ein. Unten im Tal liegt Oberbergen, am Horizont die Silhouette der Vogesen. Wer hier angelangt ist, hat zudem ein Gutteil der zirka 180 Höhenmeter des „Baßgeigenweges“ hinter sich.
Noch einmal den Blick in die Ferne schweifen lassen und dann geht es weiter – hinein in herrlich kühlen, lichtdurchfluteten Laubwald. An einer von großen Eichen umgebenen Lichtung steht ein weiterer der vielen Wegweisern entlang der Wanderstrecke, denn der „Baßgeigenweg“ kreuzt und begleitet nicht nur etliche Themenpfade, wie den „Smaragdeidechsenweg“, den „Katharinenpfad“, welcher unter anderem zur gleichnamigen Kapelle führt, oder den bekannten, knapp 22 Kilometer langen „Kaiserstuhlpfad“, sondern auch zahlreiche weitere Wanderwege, so dass die Strecke nach Belieben erweitert oder mit einer bereits begonnenen Wanderung verknüpft werden kann.
Wer hingegen dem „Baßgeigenweg“ treu bleibt, wandert weiter Richtung „Baßgeigenhütte“. Hat man den Waldrand erreicht, quert der „Baßgeigenweg“ eine Straße, den legendären Texaspass, der sich wie eine Schlange in etlichen Haarnadelkurven über den Höhenzug windet. Nun geht es am Waldessaum entlang, und das Auge kann fast ungehindert nahezu 360 Grad Landschaftspanorama genießen. Heimelig winkt der Kirchturm von St. Mauritius aus dem Tal. Der Horizont wird zur Linken vom Schwarzwald, zu Rechten von den Vogesen gesäumt. Wer scharfe Augen hat, erkennt dort die Hochkönigsburg.
Rund einen Kilometer nach der Überquerung des Texaspasses erreicht man die „Baßgeigenhütte“. Vor dem Schopf laden zahlreiche Bänke auch größere Gruppen zum Verweilen ein. Allein – wer rastet, der rostet – weiter geht es, bis zum „Rentnerbänkle“ – einer Sitzgruppe mit ebenfalls phantastischer Perspektive. Zwischen Hütte und Bank lohnt es übrigens, den Blick einmal hinunter ins Tal zu richten, denn wer genau hinschaut, kann die „Baßgeige“ – zwei bauchige Terrassen mit Rebstock-Reihen, die an die Saiten eben jenes Streichinstrumentes erinnern – entdecken.
Nach gut zwei Stunden Wanderzeit und einem Päuschen am „Rentnerbänkle“ geht es bergab. In Schlangenlinien führt der Weg hinunter durch die Weinterrassen. Vollreife Muskatellertrauben wechseln sich mit Riesling ab. Naturgemäß ist der Herbst die spektakulärste Zeit, den „Baßgeigenweg“ zu entdecken. Nach rund drei Stunden inklusive Pausen ist schließlich der Ziel- beziehungsweise Startpunkt, die Winzergenossenschaft Oberbergen, wieder erreicht.
Natürlich lässt sich der Weg auch andersherum – also mit dem Uhrzeigersinn – gehen. Egal wie rum gewandert wird: phantastische Aus- und Einblicke in eine ebenso faszinierende wie abwechslungsreiche Landschaft, mit ihrem einzigartigen Miteinander aus Natur- und Kulturlandschaft, sind auf dem „Baßgeigenweg“ garantiert. Und garantiert gibt es für trockene Kehlen am Start- und Zielpunkt, der Winzergenossenschaft Oberbergen, den ein oder anderen guten Tropfen aus den eben noch durchwanderten Weinbergen:
Infos
Start und Ziel: Winzergenossenschaft Vogtsburg-Oberbergen
Schwierigkeitsgrad: mittel
Streckenlänge: 8,5 km
Wanderzeit: rund drei Stunden inklusive Pausen
Mehr Infos über die Winzergenossenschaft und die Weinlage „Baßgeige“ finden Sie unter www.bassgeige-wein.de