So etwas geht nicht nur an der Gastronomie, sondern natürlich auch an den Brauereien nicht spurlos vorbei. Der Geschäftsführer der Schwarzwälder Privatbrauerei Waldhaus, Dieter Schmid, hat jetzt die Politik scharf kritisiert und ihr vorgeworfen, die heimische Brauwirtschaft in der Corona-Krise zu vergessen. Dabei werde die Lage immer schwieriger.
„Bislang mit blauem Auge davongekommen“
Schmid ging dabei auch auf die Situation bei der Waldhaus-Brauerei ein. Der Brauereichef: „Auch wenn wir als Brauerei ohne Frage ebenfalls zu den Verlierern dieser Pandemie gehören, sind wir im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen bislang mit einem blauen Auge davongekommen.“
Gegenüber dem letztjährigen Braujahr (Oktober bis September) hätten die deutschen Brauereien 2020 durchschnittlich 3,8 % weniger Bier und Biermischgetränke verkauft. Weitaus gravierender – mit einem Minus von 19 % und 23 % – würde der Absatz- und Umsatzrückgang ausfallen, wenn man das Kalenderjahr betrachte. Schmid: „Vor allem die heimischen Brauereien, die meistens über ein breit aufgestelltes Gastronomie-Geschäft verfügen, beklagen massive Umsatzverluste mit bis zu 70% gegenüber dem Vorjahr.“ Waldhaus habe sich beim ersten Lockdown im Frühjahr in der Gastronomie deutlich gegen diesen Trend entwickelt.
Qualität zahlt sich aus
Auf über 106.000 hl (plus 5,2%) konnte die Biermanufaktur ihren Absatz im vergangenen Braujahr steigern. Auch der Umsatz verzeichnete eine Steigerung von 5,5%, was wiederum einem Gesamtumsatz von 13,3 Millionen entspricht. „Dies haben wir einem fantastischen Sommer sowie unseren vielfach prämierten Qualitätsbieren zu verdanken“, so Schmid. Die Absatzeinbußen der Gastronomie hätten zwar nicht aufgefangen werden können, aber der vermehrte Griff zu hochwertigen Produkten im Lebensmitteleinzelhandel und Getränkefachgroßhandel sei deutlich spürbar gewesen und habe in diesem Bereich zu einem überproportionalen Wachstum geführt.
Die Lage wird schwieriger
Betrachte man jedoch alle Absatzwege im Gesamten, so eien die Absätze während der beiden Lockdowns auch bei der Privatbrauerei Waldhaus so stark zurück, dass es unausweichlich gewesen sei, Kurzarbeit einzuführen. Allerdings werde der Betrag für die Mitarbeiter freiwillig auf 90 % aufgestockt, betont Schmid weiter. Damit wolle man der Verantwortung als Arbeitgeber gerecht werden. „Wir versuchen unser Bestes, aber die Situation wird immer schwieriger“, räumt er ein. Fakt sei, dass die beiden Lockdowns dazu geführt hätten, dass bis Ende Dezember in der Gastronomie bereits Umsatzverluste im siebenstelligen Bereich entstanden seien. Dennoch erhalte Waldhaus, wie auch alle anderen Brauereien, im Gegensatz zur Gastronomie keinerlei Hilfe.
Kritik an Unterstützung von McDonald`s und Co
Schmid betont, dass die von der Regierung versprochene November- und Dezemberhilfe in Höhe von 75 % des Vorjahresumsatzes „für viele Gastronomen gut und lebenswichtig war.“ Dieses Hilfspaket führe aber gleichzeitig auch dazu, dass damit auch amerikanische Fast-Food-Ketten gefördert würden, die in Deutschland fast keine Steuern zahlen.
„Es kann doch nicht richtig sein, dass diese Firmen jetzt mit deutschem Steuergeld unterstützt werden“, ärgert sich der Brauereichef. Zumal etwa Starbucks oder McDonald’s ja ohnehin noch Umsätze mit „offene to go“ und Abhol-Burgern machen würden.
Schmid kritisiert, dass die Politiker die Zeit zwischen dem ersten und zweiten Lockdown leider nicht genutzt hätten, um dieses große Tohuwabohu der Hilfspakete zu vermeiden. „Zudem vergisst die Politik die heimische Brauwirtschaft komplett“, ärgert sich der Brauereichef. Im Frühjahr habe man Fehlentscheidungen noch mit dem Überraschungseffekt entschuldigen können, aber jetzt gelte dies nicht mehr.
Positiver Ausblick
Trotz der Umsatzeinbrüche, die im eigenen Haus zu einem Investitions-Sparkurs führen, bleibt Schmid positiv, was nicht zuletzt an den zahlreichen Qualitätsauszeichnungen der Waldhaus- Bierspezialitäten liegt. „Der Trend zu regional ehrlich produzierten Produkten wird auch nach der Krise fortbestehen, wenn nicht sogar wachsen“ ist sich Schmid sicher. Die Vergangenheit habe deutlich gezeigt, dass nach einer Wirtschaftskrise die emotional aufgeladenen Qualitäts-Marken stärker gewachsen seien. als Standardbiere und „Billigheimer“.
„Unterstützen die Gastronomie“
„Auch wenn wir als Brauerei ohne Frage ebenfalls zu den Verlierern dieser Pandemie gehören, sind wir im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen bislang mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Schmid. Deshalb werde Waldhaus auch 2021 alles tun, um ihre Partner in der Gastronomie zu unterstützen. Die geplante Preiserhöhung Anfang Mai werde aus diesem Grund für die Gastronomie bei den Fassbieren bis zum Herbst ausgesetzt.