Schwarzwald aktuell
Foto: Norbert Reismann / Stadt Villingen-Schwenningen.de
Ein uralter Brauch, der Jahr für Jahr in Villingen viele Menschen in seinen Bann zieht: der Kuhreihen
Ein uralter Brauch, der Jahr für Jahr in Villingen viele Menschen in seinen Bann zieht: der Kuhreihen
Foto: Norbert Reismann / Stadt Villingen-Schwenningen.de

Villinger Kuhreihen: der Hornruf in der Heiligen Nacht

12. Dezember 2022
Es ist ein uralter Brauch, der Jahr für Nach in der Heiligen Nacht in Villingen viele, viele Menschen in seinen Bann zieht: der Kuhreihen. Die Villinger erfüllen damit ein altes Gelübde. Einmalig im Schwarzwald

1765: In Villingen grassiert eine Viehseuche. Bei den Menschen ruft sie schwerste Besorgnis hervor, droht sie doch den ganzen Viehbestand zu vernichten. In der Nähe des Gottesackers werden eilends Notställe für das gefährdete Vieh errichtet und – was wohl kaum jemand zu hoffen wagte – es gelingt tatsächlich, das weitere Übergreifen der Seuche zu stoppen, die Verluste an Vieh in Grenzen zu halten.

Zum Dank für die Abwendung der großen Gefahr gelobten die Villinger „im Vertrauen auf die Heilskraft der Engelsworte: ‚Fürchtet Euch nicht‘, alljährlich in der Heiligen Nacht das Sinnbild im Kuhreihen zu erneuern und als heiliges Vermächtnis zu pflegen.“ So beschreibt Josef Liebermann in einer großen Abhandlung Mitte des letzten Jahrhunderts den Grund für den Brauch.

Ja, es ist ein beeindruckendes, berührendes Brauchtum, das seitdem Jahr für Jahr in der Heiligen Nacht in der alten Zähringerstadt gepflegt wird und vielen Menschen bis heute zu Herzen geht. Sie alle wollen dabei sein, wenn der Herter (Kuhhirte) mit seinem rund eineinhalb Meter langen Horn begleitet von der Stadt- und Bürgerwehrmusikmusik nach der Christmette ab 23 Uhr seine Runde durch die Stadt macht. Abschluss des Kuhreihens ist um Mitternacht auf dem Marktplatz. Ein letztes Mal wird hier das Herterhorn geblasen. Mit dem Lied „Stille Nacht“ und dem mächtigen Geläut der Münsterglocken geht der Kuhreihen zu Ende.

In alten Zeiten war der Kuhreihen übrigens ein Signalruf. Er ertönte beispielsweise zum Aus- und Abtrieb des Viehs und diente den Kuhhirten auch dazu, sich mit ihren Hirtenbuben zu verständigen. Zu den verschiedenen Anlässen gab es dann auch bald Verse. Hier ein Beispiel für einen zum Austrieb des Viehs.

„Loset ihr Küehli, ihr Stierli,

 De Herter blost’s Hoern,

Blost’s hinne, blost’s voern,

‚S Väah will zum Grase

Nus uf de Wase:

Wudli,wudli,wudli,wudli,

Rus us em Stal,

Kummet ihr Küehli, ihr Stierli.“

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Solverwp- WordPress Theme and Plugin