Für viele Menschen sind jedenfalls Erinnerungen mit ihm verbunden. Selbst wenn man die Strecke durchs Höllental zehn oder schon 20 mal mt dem Zug oder dem Auto gefahren sein sollte: Immer wieder recken sich aufs Neue die Hälse in die Höhe: „Schau, da oben steht er.“ Und wer sich auch nur ein bisschen im Schwarzwald auskennt, der kennt natürlich auch die Geschichte, die mit dem Hirsch verbunden ist und erzählt sie auch gerne den vielen Urlaubsgästen.
Die Sage vom Hirschsprung
Ein Ritter von der nahen Burg Falkenstein war es, der den Hirsch in alten Zeiten jagte und ihn beinahe auch erwischt hätte. Aber eben nur beinahe. Im letzten Moment setzte das Tier in seiner Todesangst zu einem gewaltigen Sprung an, landete unversehrt auf der anderen Seite und entkam seinem Jäger.
Sie zweifeln an der Geschichte? Können wir nachvollziehen. Schließlich ist die Schlucht an der Stelle 50 Meter breit. Doch langsam: Zu der Zeit, als der Hirsch sprang, waren es gerade mal neun Meter. Erst viel, viel später wurde hier mit großem Aufwand ein größerer Durchbruch in den Fels gesprengt und so die Schlucht verbreitert. Man brauchte Platz für die Straße und die berühmte Höllentalbahn. Wer weiß, dass so ein Hirsch in Top-Form bis zu Zwölf-Meter-Sätze hinlegen kann, der sieht, dass diese Geschichte so also durchaus passiert sein kann.
Die Einheimischen haben ohnehin keinen Zweifel daran. Schon 1856 wurde von der Gemeinde Falkensteig der erste Hirsch auf dem Fels platziert. Aus Holz. Zwei weitere hölzerne folgten. Alle drei widerstanden auf Dauer den Unbilden des Wetters nicht. 1907 schließlich schlug nach einer Spendenaktion die Geburtsstunde des heutigen Hirschs. 350 Kilo bringt das 2,50 Meter hohe Tier aus Bronze auf die Waage. Bis 2001 hinweg gab es unterhalb des Hirsches direkt an der Bundesstraße sogar einen kleinen Kiosk, der den Hirschbesuch verschönte.
2010 wurde die Figur für kurze Zeit vom Fels geholt. Der ehemalige Förster Helmut Schlosser wurde zum Hirschdoktor, machte den Hirsch vom Höllental wieder gesund. Dabei musste er nicht nur ein von einem Unhold angesägtes Bein versorgen, sondern auch noch 35 Einschuss- und 70 Austrittslöcher schließen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war er von Kugeln getroffen worden. Bevor uns jemand fragt, wie es denn sein könne, dass der tapfere Hirsch mehr Austritts- als Einschusslöcher aufweise: Das hat damit zu tun, dass die Projektile splitterten.
Super Doku: „Höllental – Schicksalsschlucht“
Doch es ist nicht „nur“ der Hirschsprung, der das Höllental zu einer ganz besonderen Schlucht macht. Wer mehr über das Höllental erfahren möchte, dem empfehlen wir die Doku, des SWR, die noch bis zum 17. April 2023 in der Mediathek der ARD abrufbar ist. Sie erzählt die Geschichte des engen Canyons zwischen Rheinebene und Schwarzwald, von Kreuzritter, Königinnen, Händler, Pilger, Heerzüge und Bauern, die einst durch die enge Schlucht mussten, von ihrer Erschließung durch Bahn und Straße, von Naturschätzen, Kulturdenkmäler, von Sagen und Mythen wie dem Hirschsprung.
In ihrer Doku „Höllental – Schicksalsschlucht“ geht Tamara Spitzing den Geheimnissen dieses Gebiets auf die Spur. Mit Expertinnen und Experten wie der Schriftstellerin Astrid Fritz und dem Revierförster des Höllentals erforscht der Film Erstaunliches und Unbekanntes. Sehenswert!