Schwarzwald aktuell
„Geheimwaffe“ der Bundeswehr aus den 1960er-Jahren: das „Flugblätterabwurf-Uhrwerk“. Der Propagandawecker mit Gasballon-Betrieb war so etwas wie die U(h)rdrohne. Bilder: Günther Baumann und Uhrenindustriemuseum Villingen-Schwenningen
„Geheimwaffe“ der Bundeswehr aus den 1960er-Jahren: das „Flugblätterabwurf-Uhrwerk“. Der Propagandawecker mit Gasballon-Betrieb war so etwas wie die U(h)rdrohne. Bilder: Günther Baumann und Uhrenindustriemuseum Villingen-Schwenningen

Schwarzwald kurios / Bundeswehr setzte „U(h)rdrohne“ als „Flugblätterabwurf-Uhrwerk“ ein

30. August 2024
Sachen gibt’s, die man kaum glauben kann! Aber das, was in den 1960er-Jahren im Auftrag der Bundeswehr im Schwarzwald entwickelt wurde, hat uns doch ein wenig zum Schmunzeln gebracht: ein „Flugblätterabwurf-Uhrwerk“. Heute würde man für so was Drohnen einsetzen, Ja, die Uhrmacher-Tüftler aus dem Schwarzwald. Sie hatten und haben eben für alles eine Lösung.

Zu bewundern im Uhrenindustriemuseum

Wir haben dieses Gerät im Industriemuseum in Villingen-Schwenningen entdeckt und uns gefragt, was das Ganze überhaupt sollte. Dort läuft das Uhrwerk unter dem Stichwort „Propagandawecker“. Mit Hilfe dieses Uhrwerks war es möglich, zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit einem Gasballon Propagandaschriften abzuwerfen. Heute macht man so etwas natürlich mit Drohnen. Was im Schwenninger Uhrenindustriemuseum zu sehen ist, ist also so etwas wie die U(h)rdrohne.

Und so funktioniert die U(h)rdrohne

Doch wie funktionierte das Gerät? Laut Museumsbeschreibung ging das so: Die gewünschte Flugzeit wurde mit den Zeigern eingestellt, und an der Unterseite des Weckers zog man einen Plastikstreifen ab. Mit einem Ring konnte man den Wecker am Ballon befestigen. Der hintere Haken hielt das Flugblätter-Paket. War der Ballon einmal in der Luft und der Abwurfzeitpunkt gekommen, löste sich der Haken und ließ das Paket fallen. Ballon und Wecker entschwanden anschließend unbemerkt in den Himmel. Das sogenannte „Flugblätterabwurf-Uhrwerk“ wurde von der Firma Gebrüder Hauser in Weigheim, einem Stadtbezirk von Villingen-Schwenningen, hergestellt.

Geheime Kommandosache

Wie oft das Propaganda-Flugblätteruhrwerk zum Einsatz kam, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Ist wohl Militärgeheimnis. Offenbar des Öfteren, denn bei den Exemplaren, die dem Museum vom Hersteller zur Verfügung gestellt wurden, handelt es sich nur um „Restbestände“ von einigen hundert Uhrwerken.

Das Uhrwerk gibt’s zum Schnäppchenpreis: 17 Euro

Falls ihr jetzt auf die Idee kommen solltet, auch irgendwas irgendwo abwerfen zu wollen – kein Problem: Im Uhrenindustriemuseum könnt ihr euch so ein Uhrwerk kaufen. Und das zum Schnäppchenpreis von gerade mal 17,00 €. Kann man im Onlineshop des Museums bestellen: https://www.uhrenindustriemuseum.de/info-und-service/shop

Ach ja, jetzt fehlt nur noch der Gasballon. Aber dann …

Top-Sehenswürdigkeit: Das Uhrenindustriemuseum

Für diejenigen, die erfahren wollen, wie einst in der Schwarzwälder Uhrenindustrie Uhren hergestellt wurden, ist das Uhrenindustriemuseum übrigens fast ein Muss. Der Geruch von Maschinenöl, klappernde Transmissionsriemen, wummernde Stanzen, surrende feinmechanische Spezialmaschinen: Hier spürt und erlebt ihr mit allen Sinnen, wie in der einst größten Uhrenstadt der Welt, Schwenningen, Millionen von Zeitmessern produziert wurden.

Ausgezeichnet mit dem Luigi Micheletti-Preis für das technikhistorische „European Museum of the Year“, finden Sie in Schwenningen mit dem Uhrenindustriemuseum ein Highlight der Deutschen Uhrenstraße. Alle Infos über das Museum gibt es unter www.uhrenindustriemuseum.de.

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