Der Beschreibung ist zu entnehmen, dass es sich bei der Uhr um eine mit einem sogenannten Figurenautomaten handelt. Sie wurde um 1820 gefertigt und stammt aus dem Raum Furtwangen. Zu jener Zeit einer der Hochburgen der Uhrenherstellung im Schwarzwald. Es war auch noch eine Zeit, in der es im Großherzogtum Baden noch öffentliche Hinrichtungen mit dem Schwert gab. 2024 sind es übrigens genau 170 Jahre her, seit es in Baden 1854 die letzte Hinrichtung dieser Art gab. Ein Vorgang, der also für den Uhrmacher „nicht aus der Welt“ war.
Spektakuläres Figurenspiel
Es ist schon spektakulär, was da im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne geht. Der Figurenautomat ist mit dem Schlagwerk der Uhr synchronisiert, wobei das Figurenspiel mit dem Stundenschlag auslöst. Mit von der Partie sind vier Personen. Ein Verurteilter sitzt betend vor seinem Scharfrichter, der ihm von rechts hinten zum letzten vollen Stundenschlag den Kopf abtrennt, nachdem er zuvor in der Anzahl der Stunden mit dem Schwert gegen den Hals des Delinquenten geschlagen hat. Mit dem letzten Schlag greift der Henkersknecht den abgeschlagenen Kopf und legt ihn auf die große Schale einer danebenstehenden Frau, die sich damit zur Seite wendet. Da sich das makabre Schauspiel jede Stunde wiederholt, muss der Kopf natürlich wieder dahin, wo er eigentlich hingehört. Dafür sorgt der Henkersknecht, der ihn kurz vor Ablauf der Stunde wieder zurücksetzt.
Allerdings: Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Hinrichtung irgendeines weltlichen Straftäters, die uns hier Stunde um Stunde vorgeführt wird, sondern es dürfte sich dabei um eine biblisches Darstellung handeln: die Enthauptung des Johannes des Täufers. Fast hat es den Anschein, als hätte unser Uhrmacher irgendwann das aus dem Jahr 1606 stammende, wohl berühmteste Gemälde des italienischen Maler Caravaggio, gesehen, das die Enthauptung des Johannes darstellt, bei dem der Henker Salome den abgetrennten Kopf auf einem Tablett „serviert“. Und wie bei Caravaggio sind auch bei der Uhr vier Personen dargestellt.
Infos
Wer noch mehr Details über die Uhr erfahren möchte: Kein Problem, schauen Sie einfach auf den Seiten des Badischen Landesmuseums vorbei. Sie finden die Uhr unter katalog.landesmuseum.de
Überhaupt sind die Seiten des Badischen Landesmuseums eine wahre Fundgrube. Inzwischen gibt es auch einen „Digitalen Katalog“ mit dem das Badische Landesmuseum neue Zugänge zu seinen Sammlungen und damit zu unserem kulturellen Erbe. Das Museum ist dabei seine Daten online zu stellen. Das Angebot wird stetig erweitert, immer mehr Objekte können recherchiert, erfahren und zur Vorlage oder zum 3D-Scan in der Ausstellung gebucht werden. Unser Tipp: Schauen Sie regelmäßig im Digitalen Katalog vorbei und dem auch sonst großartigen Informationsangebot des Museums vorbei.— es lohnt sich! www.landesmuseum.de/museum
Übrigens: Auf die Spur unserer Uhr kommen Sie auch über die Seiten von www.leo-bw.de Diese Seiten bieten Ihnen ein Angebot zu den verschiedensten Themen des Ländles, wie man es sich besser kaum vorstellen kann.