Angriffslustiger Keiler mit abnehmbarem Kopf
Die Figur eines angriffslustigen Keilers wurde von Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach (1573-1638) anlässlich einer erfolgreich verlaufenen Jagd 1605 aus Dankbarkeit in das Forsthaus zu Kandern im Südschwarzwald gestiftet. Doch das Tierchen stand nicht ganz einfach da, weil es schön ist, nein, es hatte auch einen ganz besonderen Zweck: Es diente als Trinkpokal, fasste stolze eineinhalb Liter. Wobei sich jetzt natürlich die Frage stellt, wie die köstlichen Tropfen in das Innere der Sau, die eigentlich ein männliches Schwein ist, gelangten. Nun der Künstler – Balthasar I. Lerff hieß der Mann – stattete das von ihm aus Silber und Gold gefertigte Tier mit einem abnehmbaren Kopf aus.
Trinken und reimen
Das Trinkgefäß war als „Willkomm“ für die zahlreichen Jagdgenossen gedacht, die nach ihrer Ankunft nicht nur aus dem Pokal trinken durften, sondern sich auch in Versform in ein eigens dafür angelegtes Willkommbuch eintragen mussten, das von 1605 bis 1880 ausgelegt war. Zum Glück hat es sich erhalten. Das Original befindet sich im Generallandesarchiv in Karlsruhe. So wissen wir denn auch, wer da in dieser Zeit in Kandern so alles auf die Jagd gegangen ist. Der erste Eintrag stammt übrigens vom Stifter des Pokals, dem Markgraf Georg Friedrich, höchstpersönlich.
Original steht in Karlsruhe, Kopie in Kandern
Aber auch das Wichtigste, den Trinkpokal, die berühmte „Goldene Sau von Kandern“, können wir heute noch bewundern. Und das gleich in doppelter Ausführung. Das Original befindet sich in der Waffenkammer des Badischen Landesmuseums im Karlsruher Schloss und eine Kopie des Pokal gibt es im hochinteressanten Heimat- und Keramikmuseum in Kandern zu sehen.