Also eines muss man den Schwarzwäldern lassen: Viele von ihnen waren und sind ganz einfach Tüftler vor dem Herrn. Und genau zu diesen Spezies gehörte auch Robert Winterhalter, Landwirt und Wirt des „Schneckenhofs“, einem Gasthof im Eisenbacher Ortsteil Schollach im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.
Am 11.02. Doku im SWR-Fernsehen
Er war es nämlich, der 1908 den weltweit ersten Skilift baute und mit seiner Inbetriebnahme am 14. Februar eine Revolution im alpinen Skisport einleitete. Heutzutage kommt dem Skilift eine riesige Bedeutung zu, war er es doch, der dem Freizeitsportler die Bergwelt zugänglich machte. Acht Millionen Deutsche fahren heute Ski. Viele davon jedes Winterwochenende. Viele auch im Schwarzwald. Die Skilift-Technik entwickelt sich immer weiter. Schlechtwetterschutz und Sitzbeheizung haben kaum noch etwas mit dem Schlepplift-Strick von früher gemeinsam. Welche Technik braucht man, um immer mehr Menschen auf immer höhere Berge zu liften zeigt die SWR- Dokumentation „Der Skilift“.
Die 45-minütige Doku erzählt von der Entwicklung der Schlepplifte und Sesselbahnen und dem damit verbundenen Aufstieg abgelegener Regionen. Klar, dass der Erfinder des Skilifts in der Doku eine gewichtige Rolle spielt. Die Sendung läuft am Samstag, 11. Februar, um 9.30 im SWR- und im SR-Fernsehen.
„Aufstiegshilfe“ für Asthmakranke
Doch zurück zu unserem Erfinder, Robert Winterhalter. Er selbst hatte mit dem Skifahren nichts am Hut. Aber er suchte nach einer Möglichkeit, um seinen oft asthmakranken Gästen den mühevollen und beschwerlichen Berganstieg mit Schneeschuhen oder Rodel zu erleichtern. Der weltweit erste Lift wurde mit einem endlosen Drahtseil von der Wassermühle seines Hofes angetrieben. Und das Ding lief. Die Bergstation des Lifts lag 280 Meter von der Mühle entfernt, wobei ein Höhenunterschied von genau 32 Meter überwunden wurde. Die Details der Technik werden in der Doku hervorragend erläutert.
Winterhalter meldete seine Anlage beim kaiserlichen Patentamt „als Vorrichtung zum Hinaufziehen von Schneeschuhläufern und Rodlern mittels einer kontinuierlich sich bewegenden Seilbahn auf beschneiten Hängen“ an. Ein Jahr später ließ er seine Erfindung auch in Österreich, Schweden und Norwegen patentieren.
Winterhalters Lifte wurde eingeschmolzen
1909 baute der Schollacher auch in Triberg anlässlich einer internationalen Wintersportausstellung einen Lift. Der wurde dann bereits elektrisch angetrieben und war mit 550 Meter Länge und einem Höhenunterschied von 85 Meter eine Nummer größer als der beim Schneckenhof. Prinz Max von Baden zeichnete ihn dafür mit der goldenen Ausstellungsmedaille aus. Sowohl der Lift in Schollach als auch der in Triberg mussten dann allerdings während des Ersten Weltkriegs wieder abgebaut und die Teile eingeschmolzen werden, weil man sie für die Waffenproduktion brauchte. Heute stehen von dem alten Lift nur noch Teile des alte Mühlenhauses.
Reich wurde der Erfinder nicht
Reich wurde Robert Winterhalter mit seiner Erfindung ohnehin nicht. Das hatte allerdings nun wirklich nichts damit zu tun, dass die nichts getaugt hätte, sondern war den Umständen der damaligen Zeit geschuldet. Die Menschen schienen damals einfach andere Sorgen zu haben, als bequem auf Brettern einen Hang hinaufzufahren zu wollen. Folge: Die Investoren blieben aus, Winterhalter verkaufte sein Patent. Es waren andere, die später mit ihm das große Geld machen sollten.
Heute ein Ausflugstipp
Eines überdauerte im Schwarzwald im Gegensatz zu den beiden Liften und dem Patent aber glücklicherweise die wechselvollen Zeiten: der Schneckenhof. Das urige Schwarzwaldgasthaus wird heute von Andreas Winterhalter, einem Urenkel des Skiliftpioniers betrieben. In dem Traditionsgasthof kann man nicht nur die typisch Schwarzwälder Spezialitäten genießen, sondern man erklärt Ihnen bei einem zünftigen Schwarzwälder Vesper gerne noch viel, viel genauer als wir hier, wie das damals war, mit dem ersten Skilift der Welt… Ach ja, Teile des alten Mühlenhauses stehen übrigens noch.