Eigentlich ist es „Das wichtigste Ziel eines Nationalparks – ‚Natur Natur sein lassen‘ – muss auch für die großen Wildtiere gelten“, erklärt er. Nach internationalen Kriterien für Nationalparks darf der Mensch sogar auf Dreiviertel der Fläche nicht mehr eingreifen. „Also natürlich auch nicht mehr jagen“, sagt Burghardt. Wie alle eutschen Nationalparks ist allerdings auch der im Schwarzwald ein sogenannter Entwicklungsnationalpark und hat bis 2044 Zeit, diese Forderung zu erfüllen.
„Wir liegen in einem sehr dicht besiedelten Gebiet, sodass wir in diesem Prozess viele Interessen, vor allem auch die Sorgen der Anrainer, berücksichtigen müssen“, erklärt Thomas Waldenspuhl, einer der beiden Nationalparkleiter. „Darum können wir uns dem großen Ziel nur schrittweise nähern.“ In den vergangenen fünf Jahren hat Burghardt mit seinem Team umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen gemacht und begleitet. Gleichzeitig nahm das Kapitel Wildtiermanagement im Nationalparkplan Gestalt an – Ende 2018 stimmte der Nationalparkrat zu.
„Mittelfristig wird schon dieser erste Schritt dazu führen, dass die Tiere weniger scheu werden“, sagt Burghardt. „Das bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass unsere Gäste sofort mehr Rehe oder Hirsche sehen werden“, ergänzt Waldenspuhl. Im Nationalpark gibt es nur sehr wenige Bereiche, wie offene Wiesen, an denen Besucherinnen und Besucher die großen Wildtiere aus der Distanz beobachten können. „Wir sind aber gerade dabei einige Beobachtungsstellen einzurichten“, verrät Burghardt.
Auch unabhängig von diesen sichtbaren Effekten ist die jagdfreie Zone für ihn ein absolutes Herzensanliegen. „Bisher haben wir in unserem reichen Bundesland keine großflächigen Bereiche – außerhalb umzäunter Wildparks –, in denen wir Hirsche, Rehe und Wildschweine vom Menschen unbehelligt leben lassen“, erklärt der Wildtiermanager.