Schwarzwald aktuell
Foto: andreiuc88 – stock.adobe.com
Der Tausch von Waldflächen ist eines der beiden Kernelemente, die aus den zwei bisher getrennten Teilen des Nationalparks eine Einheit machen sollen.
Der Tausch von Waldflächen ist eines der beiden Kernelemente, die aus den zwei bisher getrennten Teilen des Nationalparks eine Einheit machen sollen.
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Nationalpark Schwarzwald bald noch größer: Durchbruch bei Verhandlungen um Lückenschluss

10. April 2024
Dies dürfte der ganz große Durchbruch gewesen sein! Zehn Jahre nach seiner Gründung deutet alles darauf hin, dass in dem bislang zweigeteilten Nationalpark Schwarzwald schon bald der Lückenschluss vollzogen wird und der Nationalpark Schwarzwald sich künftig noch größer und vor allem als eine Einheit präsentieren wird.

Wie aus einer Pressemitteilung der baden-württembergischen Landesregierung hervorgeht, haben sich das Land und die Waldgenossenschaft Murgtalschifferschaft darauf verständigt, „in Verhandlungen zum Tausch von Waldflächen einzutreten.“ Damit rücke die Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald in greifbare Nähe. Das Land benötigt Wälder aus dem Besitz der Murgschifferschaft, um die bisher voneinander getrennten Teilgebiete des Nationalpark Schwarzwalds miteinander verbinden. Die ist mit rund 2900 Hektar der größte Waldbesitzer in dem Bereich, der bis heute den nördlichen und den südlichen Teilbereich des Nationalparks trennt.

Einigung in Kernpunkten

Umwelt- und Naturschutzministerin Thekla Walker und Burkhard Freiherr von Ow-Wachendorf, der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Murgschifferschaft, unterzeichneten jetzt eine gemeinsame Erklärung, in der sich die Murgschifferschaft bereit erklärt, ihre Flächen wertgleich gegen Flächen des Staatsforstes in örtlicher Nähe zum übrigen Besitz der Genossenschaft zu tauschen. Das Land kommt dafür dem Wunsch der Murgschifferschaft nach einer Entflechtung von staatlichen und privatwirtschaftlichen Strukturen nach. Bisher hält das Land 50 Prozent der Anteile an der Waldgenossenschaft. Die übrigen Anteilseigner wollen diese Anteile übernehmen.

Jetzt konkrete Verhandlungen

Die konkreten Verhandlungen über den Verkauf der Landesanteile werden in den kommenden Wochen aufgenommen. Land und Murgschifferschaft haben vereinbart, dass bereits parallel ein gemeinsamer Gutachter bestellt wird, der potentielle Tauschflächen bewertet.

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Der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Murgschifferschaft, Freiherr von Ow-Wachendorf, sagt: „In den Gesprächen mit dem Umweltministerium war es für die Murgschifferschaft entscheidend, einen Weg zu finden, der den weiteren wirtschaftlichen Erfolg unserer über 500 Jahre alten Genossenschaft sicherstellt. Mit einem wertgleichen Tausch von Waldflächen und einer gleichzeitigen Stärkung der privaten Anteilseigner wurde nun eine für alle Beteiligten vorteilhafte mögliche Lösung gefunden. Sofern wir bei den anstehenden Verhandlungen Einigkeit erzielen können, wäre damit eine zeitnahe Erweiterung des Nationalparks im Interesse des Gemeinwohls möglich.“

„Gewinn für Natur und Mensch“

Ministerin Thekla Walker betonte: „Der Nationalpark Schwarzwald ist in den zehn Jahren seines Bestehens zu einem Hot Spot für viele Arten und einem echten Pfund für die Region geworden. Er ist ein Gewinn für Natur und Mensch. Den Nationalpark räumlich zu erweitern und inhaltlich weiterzuentwickeln, wird sich positiv sowohl auf die Artenvielfalt als auch auf den Tourismus im Land auswirken.“

In der Vergangenheit hatte die Landeregierung immer wieder deutlich gemacht, dass man den Lückenschluss des einzigen Nationalparks des Landes noch in dieser Legislaturperiode erreichen wolle. Dies scheint jetzt tatsächlich auch zu klappen, zumal sich der Nationalparkrat, in dem die Kommunen der Region vertreten sind, bereits vergangenes Jahr für eine räumliche Erweiterung des Parks ausgesprochen hat, „wenn dabei die Belange der dort lebenden Bevölkerung hinreichend berücksichtigt werden.“ Ministerin Thekla Walker sagte: „Die Verhandlungen mit der Murgschifferschaft nehmen die künftigen Grenzen des Nationalparks nicht vorweg. Welche Gebiete letztlich zum Nationalpark kommen, werden Politik und Nationalparkverwaltung eng mit den Kommunen abstimmen und die Bürgerinnen und Bürger am Prozess intensiv beteiligen.“

Ziele des Nationalparks

Nationalparks unterscheiden sich von anderen Schutzgebieten vor allem durch den sogenannten Prozessschutz. Das bedeutet, dass der Mensch auf dem Großteil der Fläche, die Kernzone genannt wird, Natur Natur sein lässt. Er greift nicht mehr in die Naturentwicklung ein und wird zum bloßen Beobachter der natürlich ablaufenden Prozesse. Weitere vorrangige Ziele sind die Bildung und Erholung von Besucherinnen und Besuchern zu fördern. Eine Umfrage des Allensbach-Institutes im Auftrag der baden-württembergischen Zeitungsverleger ergab im Dezember 2023, dass 80 Prozent der Befragten den Nationalpark für eine wichtige Einrichtung zum Schutz der Artenvielfalt halten.

750.000 Besucher im Jahr

Dass er auch für den Tourismus eine gewichtige Rolle spielt, zeigt die Tatsache, dass er jährlich rund 750.000 Menschen besucht wird. Die 27 Gemeinden, die den Nationalpark umschließen, haben sich zu einer GmbH zusammengetan deren Ziel es ist, den Tourismus in der Region mit gebündelten Kräften weiter voranzubringen. Seinen Sitz hat der Park in dem neu errichteten Nationalparkzentrum am Ruhestein, das dem Besucher vielfältige Informationsmöglichkeiten über den Nationalpark bietet.

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