Zum Dank für die Abwendung der großen Gefahr gelobten die Villinger „im Vertrauen auf die Heilskraft der Engelsworte: ‚Fürchtet Euch nicht‘, alljährlich in der Heiligen Nacht das Sinnbild im Kuhreihen zu erneuern und als heiliges Vermächtnis zu pflegen.“ So beschreibt Josef Liebermann in einer großen Abhandlung Mitte des letzten Jahrhunderts den Grund für den Brauch.
Ja, es ist ein beeindruckendes, berührendes Brauchtum, das seitdem Jahr für Jahr in der Heiligen Nacht in der alten Zähringerstadt gepflegt wird und vielen Menschen bis heute zu Herzen geht. Sie alle wollen dabei sein, wenn der Herter (Kuhhirte) mit seinem rund eineinhalb Meter langen Horn begleitet von der Stadt- und Bürgerwehrmusikmusik nach der Christmette ab 23 Uhr seine Runde durch die Stadt macht, wobei seit dem letzten Jahr etwas anders ist. Zum ersten Mal in der langen Geschichte des Brauchtums wurde das Horn nicht von einem Mann, sondern von einer Frau geblasen. Auch 2018 wird das wieder so sein. Abschluss des Kuhreihens ist um Mitternacht auf dem Marktplatz. Ein letztes Mal wird hier das Herterhorn geblasen. Mit dem Lied „Stille Nacht“ und dem mächtigen Geläut der Münsterglocken geht der Kuhreihen zu Ende.
In alten Zeiten war der Kuhreihen übrigens ein Signalruf. Er ertönte beispielsweise zum Aus- und Abtrieb des Viehs und diente den Kuhhirten auch dazu, sich mit ihren Hirtenbuben zu verständigen. Zu den verschiedenen Anlässen gab es dann auch bald Verse. Hier ein Beispiel für einen zum Austrieb des Viehs.
„Loset ihr Küehli, ihr Stierli,
De Herter blost’s Hoern,
Blost’s hinne, blost’s voern,
‚S Väah will zum Grase
Nus uf de Wase:
Wudli,wudli,wudli,wudli,
Rus us em Stal,
Kummet ihr Küehli, ihr Stierli.“
Leider sind die Verse, die einst mit dem weihnachtlichen Kuhreihen verbunden waren nicht mehr erhalten.