Schwarzwald aktuell
Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Nina Kreckel
Das Schloss symbolisiert den weltlichen Machtanspruch Herzog Ludwigs von Württemberg auf die einstige Klosteranlage. Ein wirklich eindrucksvoller Prunkbau der Renaissance.
Das Schloss symbolisiert den weltlichen Machtanspruch Herzog Ludwigs von Württemberg auf die einstige Klosteranlage. Ein wirklich eindrucksvoller Prunkbau der Renaissance.
Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Nina Kreckel

Kloster Hirsau: Das große Vorbild für 120 andere Klöster

29. September 2021

Das weitläufige Benediktinerkloster Hirsau im Tal der Nagold im Nordschwarzwald präsentiert rund 1000 Jahre Geschichte in Südwestdeutschland.

Einst spielte es im Investiturstreit eine wichtige Rolle. Seit dem 18. Jahrhundert und bis heute locken die baugeschichtlich bedeutenden Ruinen aus Romanik, Gotik und Renaissance viele, viele Besucher nach Hirsau. Ja, das Kloster Hirsau gehört zu den Top-Ausflugszielen im Schwarzwald.

Anfänge im frühen Mittelalter

In Hirsau, das heute ein Stadtteil von Calw ist, gab es drei Klostergründungen. Wann die erste erfolgte, ist nicht eindeutig geklärt. Sie könnte um 830 stattgefunden haben, als aus Oberitalien die Reliquien des heiligen Aurelius hierher gelangten. Sie wurden in einem kleinen Kloster verehrt, das jedoch nicht lange bestand.

Ein Papst macht Druck

Leo IX., ein Papst deutscher Abstammung, stand mit den Grafen von Calw durch verwandtschaftliche Beziehungen in engem Kontakt. Laut einer Überlieferung soll er bei einem Besuch im Schwarzwald im Jahr 1049 nachdrücklich darauf bestanden haben, dass sein Neffe Graf Adalbert II. das verfallene Kloster an seinem Wohnort Calw neu gründen solle. Gut zehn Jahre später erfolgte schließlich die zweite Grundsteinlegung für das Kloster St. Aurelius, das der Graf mit Gütern aus seinem Besitz ausstattete.

Viele Mönche kamen im 15. Jahrhundert nach Hirsau. Im Hintergrund: der Eulenturm. Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Andrea Rachele

Reiche Abtei mit großem Einfluss

Der Mönch Wilhelm aus der Abtei St. Emmeram bei Regensburg wurde zum Abt des Aureliusklosters ernannt. Mit seiner Berufung begann die Blütezeit des Schwarzwälder Klosters. Es erhielt einen solchen Zulauf, dass es schon wenige Jahre nach seiner Gründung zu klein war. 1082 begannen die Bauarbeiten für eine neue Klosteranlage auf dem gegenüberliegenden Ufer der Nagold. Dieses dritte Kloster auf Hirsauer Boden wurde den Aposteln Peter und Paul geweiht. Das alte Aureliuskloster blieb als untergeordnetes Priorat bestehen.

Abt Wilhelm und die Hirsauer Reform

Das Peter- und-Paulskloster wurde zu einer der einflussreichsten Abteien im Römischen Reich. Abt Wilhelm entwickelte in seinem Kloster die Reformen der französischen Abtei in Cluny weiter, die eintrat für eine strengere Auslegung der Benediktsregel – mehr Askese, Disziplin und Gehorsam. Auch ein Leben in Armut und in brüderlicher Gemeinschaft wurde gefordert. Die Reformen von Abt Wilhelm entfalteten eine große Wirkung: Von dem Kloster im Schwarzwald ausgehend wurden über 120 Klöster reformiert.

Zerstörung nach 700 Jahren

In seiner gut 700-jährigen Geschichte standen dem Kloster insgesamt 59 Äbte vor. 18 von ihnen waren evangelisch und leiteten die von Herzog Christoph hier im Jahr 1556 eingerichtete evangelische Klosterschule. Der letzte Abt verließ Hirsau 1692, nachdem französische Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg das Kloster mit der Schule und das herzogliche Schloss in Schutt und Asche gelegt hatten. Noch stehende Mauern wurden entweder dem Verfall preisgegeben oder dienten später als Steinbruch, bis schließlich ab 1850 die denkmalpflegerische Sicherung des Geländes begann.

Mauerreste mit schattigen Baumriesen

Die baugeschichtlich wichtigen Ruinen von Hirsau vereinen verschiedene Baustile. So finden sich hier die Reste einer Säulenbasilika, die einmal die größte romanische Kirche Südwestdeutschlands gewesen war, und die Mauern eines gotischen Kreuzgangs. Aus der Zeit der Renaissance stammt das repräsentative Jagdschloss. In seinen Mauern stand lange Jahre eines der Wahrzeichen der Gemeinde Hirsau: der von Ludwig Uhland in einem gleichnamigen Gedicht besungene berühmte „Ulmenbaum“. Heute gehört die Anlage zu den herausragenden Ausflugszielen des Schwarzwalds.

Die Klosterruine zeugt noch heute von der Größe, die die Klosteranlage einst hatte. Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Nina Kreckel

Info

Noch mehr über das Kloster Hirsau erfahren Sie im Internet auf den Seiten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, die auch für diese Veröffentlichung als Grundlage dienten. Dort erfahren Sie auch alles über Veranstaltungen und Führungen. Überhaupt sind deren Internetseiten eine wahre Fundgrube, wenn es um Schlösser, Burgern, Gärten und viele weitere Kleinode in Baden-Württemberg geht. Richtig stark! Die Adresse: www.schloesser-und-gaerten.de
Dort erfahren Sie auch alles über Veranstaltungen und Führungen

Extra-Ausflugstipp: Calw

Die Besichtigung der Klosteranlage lässt sich auch hervorragend mit dem Besuch von Calw verbinden. Das reizvolle kleine Städtchen ist reich an Kulturgeschichte und begeistert seine Gäste mit dem „schwarzen Wald“, der sich direkt vom Stadtgarten in Richtung der Berge hinaufzieht. Von einer schillernden Geschichte und einstigem Reichtum ist eine malerische Fachwerkstadt mit hunderten denkmalgeschützten Häusern geblieben, die Besucher bis heute begeistert.

Calw ist vor allem auch als Hermann-Hesse-Stadt bekannt. Er ist der berühmteste Sohn Calws und lockt zahlreiche Gäste aus allen Teilen der Welt an, die sich in der Schwarzwaldstadt auf Hesse-Spurensuche und an vielen Stelle fündig werden. Mehr Infos unter wwww.calw.de

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