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Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Adi Bachinger
Einer der mit Sicherheit meistbestaunten Utensilien im ehemaligen Kloster Alpirsbach: die einzigartige Hose aus dem Klosterfund im Jahr 1953.
Einer der mit Sicherheit meistbestaunten Utensilien im ehemaligen Kloster Alpirsbach: die einzigartige Hose aus dem Klosterfund im Jahr 1953.
Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Adi Bachinger

Kloster Alpirsbach: Stolz auf die älteste Hose Deutschlands

2. Februar 2024

Unter den Dielen stießen sie auf ein Sammelsurium von Alltagsgegenständen und Kleidungsstücken des 15. und 16. Jahrhunderts, die zeigen, was die Menschen am Übergang vom Mittelalter in die frühe Neuzeit getragen haben. Neben mehreren Kinderhemden sowie insgesamt 17 Lederschuhen elektrisierte sie insbesondere ein Fund: eine Männerhose, absolut einmalig, die, wie es sich herausstellen sollte, bis heute das einzige erhaltene Kleidungsstück seiner Art ist. Nicht von ungefähr gehört sie bis heute zu den großen Attraktionen des ehemaligen Klosters.

Alpirsbacher Männerhose rund 500 Jahre alt

Das Kleidungsstück besteht aus grobem Leinen und ist durch die harte körperliche Arbeit ihres Trägers stark verschlissen. Sein auffälligstes Merkmal ist eine sogenannte Schamkapsel, also eine Art fester Hosenlatz. Bei der Datierung der Hose half auch deren Schnitt weiter. Ähnliche Strumpfhosen sind auf Darstellungen zwischen 1500 und 1520 zu sehen – getragen von Knechten, Henkern, bäuerlichem Volk und Soldaten. Das passt wiederum zu den Abnutzungsspuren an der Alpirsbacher Hose.

Zeitgenössische Darstellungen zeigen einen Kleiderstil, der der Hose ähnlich ist. Dieser Holzschnitt entstand vor 1544, zeigt eigt einen Ausschnitt aus dem von Hans Baldung Grien stammendem Werk „Der verhexte Stallknecht, Bild: Staatliche Schlösser und Gärten, gemeinfrei

Für Historiker war der Fund insgesamt ein ganz besonderer Meilenstein, denn mittelalterliche Kleidung war bis dahin selten entdeckt worden und sonst nur aus zeitgenössischen Darstellungen bekannt. Dank des Fundes konnten die Experten besser nachvollziehen, wie Kleidung damals ausgesehen hatte.

Auch früher schon: Kleider machen Leute

Kleidung diente im Mittelalter als Schutz vor Kälte und schlechter Witterung. Zugleich war sie aber auch ein sichtbares Zeichen für die Zugehörigkeit ihres Trägers zu einem sozialen Stand. So wurde äuerliche Kleidung wurde aus Wolle oder Leinen in zurückhaltenden Farben produziert und war ohne Verzierungen. Die Kleidung der höheren Stände bestand dagegen aus feineren und zum Teil sehr kostbaren Materialien und war sehr farbenfroh. Erkenntnisse, mit denen die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht an der Kleidung festgestellt werden konnte.

Es war nicht nur die Hose, sondern eine ganze Reihe Fundstücke mehr, die entdeckt wurden. Dazu gehörten auch diese Schuhe. Bild: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Werner Hiller-König

Info

Dem Artikel liegt ein Bericht auf den Seiten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württembergs zugrunde. Seiten, die wir Ihnen nur ans Herz legen können, wird man dort doch über Burgen, Schlösser, Gärten, Kleinode und vieles mehr aus Baden-Württemberg informiert, informiert. Dies auf eine spannende und zugleich unterhaltsame Weise. https://www.schloesser-und-gaerten.de

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