Es ist ein Abschied, der vielen in der badischen Metropole schwerfällt. Diese Bahn ist ihnen ans Herz gewachsen. Mit ihrem Aus geht nach 136 Jahren nicht nur ein Kapitel Karlsruher und Durlacher Geschichte, sondern auch ein Stück deutscher Verkehrsgeschichte zu Ende. Schließlich ist die Turmbergbahn die älteste Standseilbahn Deutschlands. Letztlich war es denn auch ihr Alter, das für ihr Aus sorgt. Doch es wird auch ein „Danach“ geben. Bereits am 17. Dezember soll im Gemeinderat ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.
Letzte Fahrt am 29. Dezember
Zum Abschied hat man sich bei dem Betreiber der historischen Bahn noch einmal etwas einfallen lassen. Bis zu ihrem Aus am 29. Dezember ist die Fahrt mit der Turmbergbahn, die im Winter nur an den Wochenenden verkehrt, kostenlos. VBK-Geschäftsführer Alexander Pischon: „Mit dieser Freifahrt-Aktion möchten wir uns bei allen Fahrgästen bedanken, die die Turmbergbahn über all die Jahre in ihr Herz geschlossen haben und sie deshalb einladen, noch ein letztes Mal in den historischen Fahrzeugen auf den Turmberg zu fahren und der Bahn so einen würdigen Abschied zu bereiten.“ Man weiß sehr wohl, welchen besonderen Stellenwert die Turmbergbahn bei den Menschen in Karlsruhe und Durlach über alle Generationen genießt. Jede und jeder kann seine ganz persönliche Geschichte erzählen, die sie oder ihn mit der Bahn verbindet.

Die Bahn führt hinauf auf den 256 Meter hohen Turmberg, der u. a. mit einem seit September 2024 fertig restaurierten historischen Turm, einer preisgekrönten Aussichtsplattform und einem Restaurant lockt. Auf dem Berg laden darüber hinaus einige schöne Wanderwege zum Rundgang ein. Ein großer Spielplatz und der 2010 fertiggestellte Waldseilpark runden das Angebot ab und machen den Turmberg zu einem rundum attraktiven Ausflugsziel – für die Einheimischen genauso wie für die vielen Touristen, die die Stadt besuchen.
Ein Blick zurück
Es war der 1. Mai 1888, als die Bahn erstmals Fahrgäste nach oben und natürlich auch wieder herunter beförderte. Richtig außergewöhnlich war das. Das, was da in Durlach passierte, war eine deutschlandweite Premiere. Es war die erste Standseilbahn, die den Betrieb aufnahm. Bis zur gründlichen Modernisierung 1965/66 wurde die Turmbergbahn mit einer ganz anderen Technik betrieben – mit Wasserballast. Wie das ging? Nun, je nach Anzahl der Passagiere wurde dabei an der Bergstation Wasser in den Tank gefüllt. Damit war der talwärts fahrende Wagen schwerer und konnte sein Gegenstück nach oben ziehen. An der Talstation angekommen, wurde das Wasser dann wieder abgelassen. Heute fährt die Turmbergbahn mit elektrischem Antrieb. Was geblieben ist? Damals wie heute hat sie einen Schaffner.
Und was kommt jetzt?
Klar, dass es um die Zukunft einer solchen Einrichtung auch kontroverse Diskussionen gab und gibt. Die Betriebserlaubnis noch einmal durch aufwendige Arbeiten für eine gewisse Zeit verlängern, die Bahn durch eine Seilbahn ersetzen? Am Ende hat man sich für eine andere Lösung entschieden, die jetzt offenbar alle rechtlichen Voraussetzungen zur Realisierung erfüllt. Man hat sich dafür entschieden, die Bahn neu zu bauen, sie bis zur B3 zu verlängern und dadurch einen nahen Umstieg zu den Bahnen und Bussen der Endhaltestelle Durlach Turmberg zu schaffen; mit der die neue Turmbergbahn besser und deutlich attraktiver an das ÖPNV-Netz angebunden werden soll, dessen Teil die neue Bahn werden soll.

Gemeinderat entscheidet am 17. Dezember
Allerdings: Die neue Lösung kostet Geld. Und zwar viel Geld. Das ist auch in Karlsruhe knapp. Zuletzt war von 32 Millionen Euro die Rede, die die Bahn kosten soll. Eine Zahl, die von Kritikern des Projekts bezweifelt wird, die befürchten, dass am Ende gar 50 oder 60 Millionen herauskommen könnten. Das letzte Wort hat der Gemeinderat der Stadt, der am 17. Dezember darüber entscheiden wird, ob die Verkehrsbetriebe Karlsruhe mit dem Neubau und der Verlängerung der neuen Turmbergbahn beginnen können. Dies alles allerdings unter der Voraussetzung, dass sich das Land mit mindestens der Hälfte an den Kosten beteiligt. Allgemein wird in Karlsruhe fest damit gerechnet, dass es für die Turmbergbahnpläne eine breite Mehrheit in dem Gremium geben wird. Sollten die Gemeinderäte grünes Licht geben, könnte bereits nächstes Jahr mit dem Bau begonnen werden. Voraussichtliche Bauzeit: zwei Jahre.