Aus der Not heraus geboren
Man schrieb den 7. Januar, 1797, als Herzog Friedrich Eugen von Württemberg einen Brief an das zuständige Oberamt schrieb und „seine“ Schwarzwälder Gemeinden dazu aufforderte, künftig als Ausweg aus der wirtschaftlichen Misere in die Hutherstellung einzusteigen. Es war die Initialzündung, die dann letztlich zu dem Bollenhut führte, wie wir ihn heute kennen.
Der Bollenhut – das Symbol für den Schwarzwald
Die ersten Hüte waren noch Strohgeflechte auf denen 14 schwarze und rote Kreise aufgemalt waren. 1820 wurden dann erstmals Wollbollen aufgenäht, die im Laufe des 19. Jahrhunderts immer größer wurden. Heute ist der Bollenhut als Symbol für den Schwarzwald allgegenwärtig und weltberühmt. Dabei ist die Tracht mit dem Bollenhut nur eine von etwa 120 Schwarzwälder Trachten. Sie wird als Gutacher Tracht nur in den drei Dörfern Gutach, Kirnbach und Reichenbach im mittleren Schwarzwald getragen.
Der Schwarzwald und seine 3 „Bollenhutdörfer“
Die Bollen sind das auffallendste Merkmal der Tracht der drei „Bollenhutdörfer“. Auf dem mit weißer Masse gefestigten Strohhut, sind in Kreuzform elf große und drei im Ansatz erkennbare Wollbollen aufgenäht, wobei Bollenhut nicht gleich Bollenhut ist. Die einen sind mit roten, die anderen mit schwarzen Bollen ausgestattet. Die roten zieren den Kopf der noch ledigen Frauen, die schwarzen, die der verheirateten. Das Gewicht des Hutes beträgt etwa zwei Kilogramm.
Der Bollenhut und die Kunst
Künstler, Fotografen und Schriftsteller waren es, die letztlich dazu beitrugen, dass die Tracht weit über die drei Gemeinden hinaus bekannt wurde. Ganz besonders verdienstvoll und nach außen wirkend war und ist das Schaffen der Gutacher Malerkolonie, begründet schon im 19. Jahrhundert durch Wilhelm Hasemann und Curt Liebich. Von Liebich stammt auch das Kriegerdenkmal mit einer trauernden Frau in Gutacher Tracht. In den Werken von weit über 100 Künstlerinnen und Künstlern findet sich immer wieder in unterschiedlichsten Darstellungsweisen die Tracht mit dem Bollenhut im Schwarzwald.
Das „Schwarzwaldmädel“ machte ihn berühmt
International bekannt wurde er durch den Heimatfilm „Schwarzwaldmädel“. Der erste deutsche Farbheimatfilm entstand nach einer Operette von August Neidhart und wurde 1950 unter der Regie von Hans Deppe zu einem Riesenerfolg. Die Hauptdarstellerin Sonja Ziemann wurde mit der Bollenhut-Tracht für ein Millionenpublikum zur Ikone einer Bilderbuchlandschaft und zum Synonym für die heile Welt im Schwarzwald.
Der Bollenhut trat einen Siegeszug rund um die ganze Welt an. Er wurde zu dem(!) Symbol für den Schwarzwald. Ihn kennt man in China genauso, wie in den USA oder in Russland und in vielen anderen Ländern der Welt, wobei es zuvorderst der mit den roten Bollen ist. Die Schwarzwald Tourismus GmbH wirbt heute weltweit sehr erfolgreich mit dem Bollenhut und auch bei uns – bei SCHWARZWALD aktuell – spielt er eine wichtige Rolle.
Beliebtestes Schwarzwald-Souvenir
Im Schwarzwald selbst begegnet uns der Hut schon fast auf Schritt und Tritt. Kaum ein Urlauber geht ohne Souvenir nach Hause, auf dem nicht in irgendeiner Form der Bollenhut zu sehen ist. Er ziert beispielsweise die Verpackung von Schwarzwälder Milch genauso wie die vom Schwarzwälder Schinken. Hunderte verschiedene gibt es davon inzwischen. Wenn das nur reicht. Gerade in den letzten Jahren hielten auch ganz moderne Bollenhutversionen Einzug in Kunst und Produktion.
Die ursprüngliche Tracht ist im kirchlichen und weltlichen Brauchtum der drei Gemeinden bis heute fest verankert. Bei der Auferstehungsfeier am Ostersonntag, beim Erntedankfest (1. Sonntag im Oktober), bei gemeindlichen Festen und Feiern ist die schmucke Bollenhuttracht wird die Tracht getragen. Im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach, im Trachtenmuseum Haslach und im Schwarzwaldmuseum in Triberg ist sie ausgestellt.