Schwarzwald aktuell
Foto: Axel Killian
Wilhelm-Hasemann, Kirchgang-in-Gutach, 1895
Wilhelm-Hasemann, Kirchgang-in-Gutach, 1895
Foto: Axel Killian

Hasemann-Ausstellung: Mit seinen Bildern eroberte der Bollenhut die Welt

5. Dezember 2023
Sie ist bereits ein richtiger Renner, eine Erfolgsgeschichte. Die Rede ist von der Ausstellung im Freiburger Augustinermuseum „Wilhelm Hasemann und die Erfindung des Schwarzwalds“, die dort noch bis zum 24. März 2024 zu sehen ist. Eigentlich ein Muss für jeden Schwarzwaldfan.

Der knallrote Bollenhut gilt heute als Markenzeichen des Schwarzwalds. Aber wer hat diese Kopfbedeckung so bekannt gemacht und damit auch das Bild der Region geprägt? Der aus Sachsen stammende Künstler Wilhelm Hasemann (1850–1913) war bei seiner ersten Reise in das kleine Dorf Gutach so entzückt von Landschaft, Menschen und Trachten, dass er sich dort niederließ und eine Malerkolonie gründete.

„Die Erfindung des Schwarzwalds“

 In der Ausstellung „Wilhelm Hasemann und die Erfindung des Schwarzwalds“ blicken Besuchende über seine Schultern. Bis Sonntag, 24. März 2024, zeigt die Schau, wie der Mythos von dunklen Wäldern, saftigen Wiesen, stattlichen Höfen und natürlich dem Bollenhut entstanden ist. Gehen Sie hin, Sie werden staunen.

Der Mann war ein wahrer Meister der Inszenierung. Er komponierte seine Gemälde bis ins letzte Detail, wich dabei aber auch stets ein bisschen von der Realität ab. Unzählige Fotografien und Skizzen dienten ihm als Vorlagen. Auch wenn er einzelne Elemente immer wieder nutzte und unterschiedlich kombinierte – die reich verzierten Trachten und architektonisch ausgefeilten Höfe stellte er möglichst realistisch dar.

Zwei bei Wilhelm Hasemann immer wieder wiederkehrende Motive: links die „Die Mühlenbacherin “ mit Goldhäubschen und rechts  „Die Gutacherin mit Tracht“, deren Bollenhut zum  Synoym für den Schwarzwald wurde. Fotos: Roland Hebsacker

Hasemann inszenierte Bauernhäuser mit den prominent weit nach unten ragenden Dächern, einen Brautzug in tiefverschneiten Wäldern und rotwangige junge Frauen mit traditioneller Kleidung. In seinen Gemälden entwarf er mit viel künstlerischem Geschick Gutach und die Region als einen Ort, der von dem industriellen und technischen Fortschritt völlig unberührt zu sein scheint. Hasemann inszenierte den Schwarzwald wie einen Werbefilm. Seine Statisten trugen Tracht, die sie im Alltag längst nicht mehr anhatten. Auch die Bollenhüte waren damals eigentlich schon aus der Mode.. Und die Natur zeigte er ausschließlich von ihrer schönsten Seite:

Zu sehen sind 65 Gemälde, zahlreiche Reprofotografien, Vorstudien, Zeichnungen und Skizzen, Buchillustrationen und Postkarten. Hasemanns Arbeitsweise offenbart erstaunliche Parallelen zu den sozialen Medien der Gegenwart mit Filterfunktionen, Optimierungswahn und der Jagd nach dem perfekten Bild.

Einen Sonntagsspaziergang zeigt dieses Bild von Wilhelm Hansemann, der mit Bildern dieser Art das Bild vom Schwarzwald nachhaltig geprägt hat.  
Foto: Leihgabe aus Privat/Axel Killian)

Nachgebauter Herrgottswinkel

 Die Besucher haben an verschiedenen Stationen die Möglichkeit, in Hasemanns Kunstwerke einzutauchen: Ausgestellt sind originale Trachtenstücke, die Hasemann für die Ausstattung seiner Modelle nutzte, und Fotografien, die den Künstler bei der Arbeit zeigen. Ob vor Ort oder per Instagram – eine virtuelle Hutstation lädt Interessierte ein, selbst einen Strohzylinder oder einen Bollenhut anzuprobieren. Aber auch die liebste Atelier-Kulisse des Malers, ein „Herrgottswinkel“, findet sich als begehbarer, eigens von den Zentralen Werkstätten hergestellter Nachbau wieder und lädt Neugierige ein, sich selbst zu inszenieren.

INFO

Alle Informationen über das Museum und die Ausstellung finden Sie unter www.augustinermuseum.de

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