Schwarzwald aktuell
Foto: Von Andreas Schwarzkopf - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39205468
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G’schichtle 108: Wie Hunnenkönig Attila auf den Tuniberg kam

13. August 2021

 

Er ist schon von weitem sichtbar, der Schriftzug, der da in Großbuchstaben auf einer Lösswand des vor den Toren Freiburgs liegenden Tunibergs prangt. ATTILA ist da ganz groß zu lesen. Und all diejenigen, die sich mit dem badischen Wein auch nur ein bisschen auskennen, wissen natürlich auf Anhieb, dass hier nicht nur ein Fels nach dem Hunnenkönig benannt ist, sondern dass Attila sogar einer längst weithin bekannten Weinlage seinen Namen gab.

Stellt sich natürlich die Frage, wie der wegen seiner Feldzüge in Europa als „Geisel Gottes“ gefürchtete König ausgerechnet auf dem Tuniberg zu solchem Ruhm und Ehren kam. Nun, in der Gegend hielt sich über Jahrhunderte das Gerücht, dass Attila 453 ganz in der Nähe in einer Schlacht gefallen und irgendwo auf dem Tuniberg in einem kostbaren Sarg aus bestattet worden sei. Klar, dass sich immer wieder Menschen auf Suche nach dem Sarg machten. Vergeblich. Sarg und Attila wurden nicht gefunden.

Dies änderte sich schlagartig erst am 1. April 1955, als in der regionalen Presse zu lesen war, dass bei Arbeiten im Weinberg ein wertvoller Eisen- und Silbersarg entdeckt worden sei. Es sei wohl das Grab des Attila, das da gefunden worden sei. Die Gegend sei deshalb weitgehend abgesperrt worden. Die Reaktionen: Zahlreiche Attila-Fans  pilgerten zum vermeintlichen Fundort. Erst langsam wurde ihnen klar, dass sie einem Aprilscherz des damaligen Bürgermeisters der Tuniberg-Gemeinde Niederrimsingen aufgesessen waren. Irgendwie blieb die Geschichte dann aber doch in der Welt, obwohl sich der berühmte Feldherr nach Recherchen von Historikern nie in der Gegend aufgehalten hat.

Übrigens soll Attila ohne nicht auf dem Schlachtfeld das Zeitliche gesegnet haben, sondern, wenn wir dem Priskos, einem römischen Geschichtsschreiber zur Zeit Attilas, Glauben schenken, bei einer ganz anderen Tätigkeit. Priskos berichtet, dass „Attila zur Zeit seines Todes ein sehr schönes Mädchen namens Ildico geheiratet habe, nachdem er bereits unzählige Frauen gehabt hatte, wie es die Sitte seines Volkes war. Er verband sich mit ihr, und in zu großer Freude über die Hochzeit erregt, lag er zurückgelehnt, von Wein und Schlaf beschwert“. Irgendwie muss er dann das Nasenbluten bekommen haben. Es war der Anfang vom Ende. Attila stand nie wieder auf. Die näheren Details wollen wir Ihnen hier dann doch besser ersparen.

Egal, die pfiffigen Niederrimsinger begannen „ihren“ jedenfalls Attila jedenfalls zu vermarkten. Der Felsen und die Weinlage bekamen den Namen des Hunnen, wurden zu einer großartigen Erfolgsgeschichte. Der Attilafelsen ist ein beliebtes Ausflugsziel. Ja, und den Wein des Feldherrn müssen Sie ganz einfach mal versuchen. Ach ja, dass in dem kleinen Niederrimsingen auch die Mehrzweckhalle nach dem Hunnenkönig benannt wurde, versteht sich fast von selbst.

Werbewirksam: der Kopf des Attila

Ein weiteres Highlight des „Attilakults“ am Tuniberg gab es dann am 1. April 1979, als dem kleinen Teilort Breisachs vor der Mehrzweckhalle auch noch ein Attila-Denkmal enthüllt wurde. Seitdem ragt dort der Kopf des Feldherrn in Form einer 2,50 Meter hohen Zementplastik werbewirksam aus dem Boden. Geschaffen wurde sie vom einheimischen Bildhauer Rainer Stiefvater. Heute gehört die Skulptur mit zu den beliebtesten Fotomotiven in der Region.

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