Es ist Jahr für Jahr eine ganz besondere Zeit, wenn Hans Baldung Griens berühmter Hochaltar im Freiburger Münsters ab Aschermittwoch bis Gründonnerstag mit dem Fastentuch verhängt wird, wobei das Freiburger Tuch wirklich ein ganz außergewöhnliches ist. Mit seinen zehn auf zwölf Metern Fläche kommt nämlich kein anderes in Europa größenmäßig an das in Freiburg ran. Es wird mit Seilen im Chor befestigt und verdeckt fast den gesamten Chor des Münsters.
Das über eine Tonne schwere Tuch besteht aus 13 Leintuchbahnen, die 1611/12 vom französischen Maler Francois Arparel bemalt wurden. Zentrales Thema ist eine riesige Kreuzigungsdarstellung, wobei die Hauptfiguren über dreieinhalb Meter groß sind. Umrahmt wird das Bild von einem Bilderfries mit insgesamt 25 Bildern, die die Leidensgeschichte Jesu erzählen. Kein Wunder, dass das Tuch Jahr für Jahr viele Besucher aus dem Schwarzwald und von weit darüber hinaus anlockt.
Die Tradition der Fastentücher gibt es bereits seit dem Mittelalter. Mit dem Verhüllen der prächtigen Altarbilder mit der Darstellung des auferstandenen Christus‘ soll das Kirchenvolk ganz bewusst an das Leiden Jesu erinnert werden. Darüber hinaus soll die Betrachtung des Leidens Christi auch dabei helfen, eigenes Leid zu bewältigen, aber auch Mitgefühl und aktives Helfen bei der Begegnung mit dem Leiden anderer anregen.