Die Stimme Freiburgs seit 750 Jahren
Seit 1258 hängt „Hosanna“ im Turm des Freiburger Münsters und läutet weit über die Stadt. Kein anderes Geläut ist den Freiburgern so ans Herz gewachsen wie diese Glocke. Mit einem Gewicht von 3,29 Tonnen und einem Durchmesser von 1,61 Metern war sie Jahrhunderte lang die größte Glocke des Münsters. Inzwischen gibt es zwar größere Glocken, aber „Hosanna“ bleibt unübertroffen, wenn es um ihre historische Bedeutung und den emotionalen Wert für die Stadt geht.
Eine Glocke mit Geschichte
„Hosanna“ gehört zu den ältesten Angelusglocken Deutschlands. 1258 von einem unbekannten Meister gegossen, begleitet ihr klarer Es-Ton seit mehr als sieben Jahrhunderten das Leben der Freiburger. Auch wenn sie inzwischen von größeren Glocken übertroffen wird, ist sie noch immer das Herzstück des Geläuts im Freiburger Münster. „Die Stimme dieser Stadt“, nannte sie einmal die Badische Zeitung – treffender könnte man es nicht ausdrücken.
Regelmäßiges Läuten mit Tradition
Die Freiburger hören „Hosanna“ nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern auch regelmäßig. Jeden Donnerstag erklingt sie nach dem Angelusgebet und freitags um 11 Uhr, um an die Kreuzigung Christi zu erinnern. Dieses Läuten um 11 Uhr bescherte der Glocke den liebevollen Spitznamen „Spätzles- oder Knöpflesglock“, denn früher war das der Moment, in dem die Hausfrauen wussten, dass es Zeit war, das Kochwasser aufzusetzen.
Ein Mahnmal für die Opfer der Kriege
Neben dem täglichen Leben hat „Hosanna“ auch eine besondere Bedeutung in der Erinnerungskultur Freiburgs. Jeden Samstagabend erinnert sie die Stadt an die Verstorbenen der Woche, und am 27. November eines jeden Jahres ertönt sie, um an die Zerstörung Freiburgs im Zweiten Weltkrieg zu erinnern, als die Stadt 1944 bei einem Luftangriff in Trümmer gelegt wurde.
Mehrfach vor dem Schmelzofen bewahrt
Mehr als einmal stand „Hosanna“ kurz vor ihrem Ende. Besonders in Kriegszeiten war sie in Gefahr, eingeschmolzen zu werden, um das Metall für die Waffenproduktion zu nutzen. Doch die Freiburger kämpften immer wieder für ihre Glocke, sammelten beispielsweise Geld, um sie aus Feindeshand zu befreien.
Auch nach dem Krieg blieb die Gefahr bestehen. 1959, als das Münster neue und größere Glocken bekam, stand erneut zur Debatte, „Hosanna“ einzuschmelzen. Die Verantwortlichen unterschätzten jedoch den emotionalen Wert der Glocke für die Stadt. Nicht nur der damalige Dompfarrer war entsetzt über die Pläne – es formierte sich massiver Widerstand in der Bevölkerung. Am Ende war es der Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling, der sich weigerte, „Hosanna“ zu opfern. Selbst auf die Gefahr hin, seinen Auftrag für das neue Geläut zu verlieren, setzte er sich für den Erhalt der Glocke ein. Letztlich lenkte der damalige Erzbischof Hermann Schäufele ein, und „Hosanna“ blieb erhalten.
Ein Symbol der Stadt
„Hosanna“ ist nicht nur eine Glocke, sondern ein Symbol für die Geschichte und Identität Freiburgs. Für die Menschen hier ist sie weit mehr als nur ein Klang, der durch die Straßen weht. Sie steht für Beständigkeit und die enge Verbindung der Stadt zu ihrer Vergangenheit.
Ihr könnt sie euch anschauen
Wer Freiburg besucht, sollte es nicht verpassen, „Hosanna“ aus nächster Nähe zu sehen, zumal sich dies mit der Besichtigung des „Schönsten Turms der Christenheit“ verbinden lässt, Bei einer Besteigung des Münsterturms genießt ihr nicht nur den atemberaubenden Blick über die Stadt, sondern könnt euch den Glockenstuhl anschauen wo „Hosanna“ seit Jahrhunderten hängt.