Schwarzwald aktuell
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann (alle Fotos)
Der neugeborene Bonobo kuschelt sich eng an seine Mutter Chipita.
Der neugeborene Bonobo kuschelt sich eng an seine Mutter Chipita.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann (alle Fotos)

„Chipita“ sorgt für Schlagzeilen: Urgroßmutter bringt Baby zur Welt

12. März 2024
Na so was, eine Urgroßmutter, die noch einmal Mutter wird? Bei uns Menschen undenkbar. Bei den Bonobos, unseren engsten Verwandten zu uns Menschen, sieht das ganz anders aus. Den lebenden Beweis dafür, gibt es in der Stuttgarter Wilhelma seit wenigen Tagen.

Letzte Geburt 20 Jahre zurück

Genauer gesagt seit dem 5. März 2024. als die Menschenaffen-Dame Chipita ihr drittes Baby zur Welt brachte. Das Besondere an der Geschichte: Die über 30 Jahre alte Chipita ist eine Urgroßmutter, deren letzte Geburt fast 20 Jahre zurückliegt. Ihr erster Nachwuchs war die 2001 in der Wilhelma geborene Mixi. Diese lebt seit 2011 im Zoo Frankfurt, wo sie schon dreimal Mutter geworden ist. Der zweite Nachkömmling von Chipita ist Kasai, der seit seiner Geburt im Jahr 2004 in der Wilhelma zuhause ist. Er ist mehrfacher Vater – und sogar zweifacher Großvater.

Die Nachricht über das besondere Ereignis verbreitetet sich wie ein Lauffeuer, sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Magazine wie Stern oder Focus griffen die Geschichte nach einer Pressemitteilung der Wilhelma genauso auf wie zahlreiche Tageszeitungen oder Rundfunkanstalten. Wann kann man auch schon über eine Urgroßmutter berichten, die ein weiteres Mal zur Mutter wird . . .

Chipita selbst hat eine bewegte Geschichte hinter sich, deren Anfänge im Dunkeln liegen: Im Februar 1996 wurde sie im Alter von drei Jahren von Unbekannten in einer Kiste vor dem Eingang des Zoos von Lissabon abgestellt. Man vermutet, dass sie über Angola nach Portugal geschmuggelt worden war. Da kein portugiesischer Zoo Bonobos hält, kam Chipita auf Empfehlung des Zuchtbuchführers des damals sogenannten Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) in die Wilhelma – wo sie sich bestens einlebte. Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin betont: „Bei den Ex-Situ Zuchtprogrammen des europäischen Zooverbandes EAZA ist die genetische Vielfalt innerhalb der Population von höchster Bedeutung.“ Dass eines der Wilhelma-Gründertiere nach so vielen Jahren wieder Nachwuchs bekommen hat, ist bezeichnet er als eine „große Bereicherung.“

Die Wilhelma engagiert sich nicht nur für die Erhaltungszucht der auch Zwergschimpansen genannten Bonobos, sondern auch für den Schutz unserer nächsten Verwandten in ihrem natürlichen Lebensraum – den Regenwäldern in der Demokratischen Republik Kongo. Und das auf verschiedene Weise.

Kampf gegen Wilderei und ihre Folgen

Ein Beispiel dafür: Nahe der Hauptstadt Kinshasa kümmert sich die Organisation Lola ya Bonobo um Bonobowaisen, die ihre Mütter aufgrund von Wilderei verloren haben. Die Jungtiere werden dort aufgezogen und später mit hohem Aufwand in dem rund 475 km² großen Schutzgebiet „Ekolo ya Bonobo“ in ihren natürlichen Lebensraum zurückgeführt. Zweimal konnten hier bereits Gruppen von Bonobos wiederangesiedelt werden: Zuletzt gelang 2022 mit Unterstützung der Wilhelma die Auswilderung von 14 Tieren, sodass heute rund 35 Bonobos in dem Reservat leben. Darüber hinaus unterstützt die Wilhelma u.a. auch Maßnahmen gegen die Wilderei. Ja, das Engagement der Stuttgarter Wilhelma ist ein großartiges Bespiel dafür, auf welch vielfältige Weise sich ein Zoo für den Erhalt der Arten einsetzen kann.

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