Von der Manufaktur zur Industrie
Die Geschichte der Todtnauer Bürstenindustrie beginnt im Jahr 1770 mit einem visionären Mann: Leodegar Thoma, ein Müllergeselle, der die Idee hatte, Bürsten nicht nur für den Eigenbedarf, sondern als Gewerbe herzustellen. Seine erste Bürste, der sogenannte „Mühlewisch“, entstand aus einem einfachen Experiment. Doch Thoma hatte eine bahnbrechende Idee: Er führte die Arbeitsteilung ein, was der Grundstein für den Erfolg der Todtnauer Bürstenindustrie wurde. Seine Familie und bald auch das ganze Dorf waren in die Produktion eingebunden – von der Borstenvorbereitung über das Holzbearbeiten bis hin zum Bürstenverkauf.
Die Industrialisierung im 20. Jahrhundert
Mit der Industrialisierung zog auch in die Bürstenherstellung moderne Technik ein. Anton Zahoransky revolutionierte 1902 die Branche, als er den ersten Bohr- und Stopfautomaten entwickelte. Diese Erfindung legte den Grundstein für die maschinelle Bürstenproduktion und führte dazu, dass Todtnau auch heute noch als Zentrum der Bürstenherstellung gilt. Der Weltmarktführer für Bürstenmaschinen ist bis heute in der Region ansässig.
Interaktive Erlebnisse im Museum
Das Bürstenmuseum Todtnau bringt die Vergangenheit nicht nur durch spannende Ausstellungsexponate näher, sondern lässt Besucher auch selbst aktiv werden. Eine besondere Attraktion ist die Möglichkeit, an Mitmachstationen eine Bürste von Hand herzustellen. Hier können Jung und Alt erleben, wie mühsam und detailreich die Arbeit früher war. Gleichzeitig demonstriert das Museum die drei gängigsten Methoden der Bürstenherstellung – vom Einziehen der Borsten bis hin zum maschinellen Stopfen.
Das Bürstenmuseum Todtnau zeigt, wie aus einer kleinen Werkstatt eine weltweit bekannte Industrie entstehen konnte. Besucher erhalten einen tiefen Einblick in die historische Entwicklung und können die alte Handwerkskunst hautnah erlebe
Dauerausstellung über Karl Ludwig Nessler und „seine“ Dauerwelle
Neben der Bürstenherstellung widmet sich das Museum in einer Dauerausstellung auch dem Leben und Werk von Karl Ludwig Nessler. Geboren 1872 in Todtnau im Schwarzwald, erfand er Anfang des 20. Jahrhunderts die Dauerwelle, die das Friseurhandwerk revolutionierte. Sein Apparat zur dauerhaften Haarumformung brachte ihm weltweite Anerkennung und veränderte die Schönheitsindustrie nachhaltig. In der Ausstellung werden u.a. historische Exponate gezeigt, die eindrucksvoll seine Erfindungen und deren Bedeutung für die Modewelt dokumentieren.
Infos
Das Bürstenmuseum in Todtnau hat mittwochs und sonntags von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Für Gruppen sind individuelle Führungen auf Anfrage möglich. Ein Besuch bietet sich für Familien, Technikbegeisterte und alle an, die mehr über das traditionelle Handwerk im Schwarzwald oder Nessler und die Dauerwelle erfahren möchten. Weitere Infos unter https://www.todtnau.museum/