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Foto: www.facebook.com/NarrozunftV/
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Brauchtum an Heiligabend (2): Villinger Kuhreihen – der Hornruf in der Heiligen Nacht

17. Dezember 2023
Auch in diesem Jahr werden wieder viele, viele Menschen in der Heiligen Nacht dabei sein, wenn die Stadt Villingen wie alle Jahre wieder ihr Gelübde erfüllt, das ihre Bürgerinnen und Bürger in der höchsten Not im Jahre 1765 abgegeben haben: den Kuhreihen.

Wir schreiben das Jahr 1765: In Villingen grassiert eine Viehseuche. Bei den Menschen ruft sie schwerste Besorgnis hervor, droht sie doch den ganzen Viehbestand zu vernichten. In der Nähe des Gottesackers werden eilends Notställe für das gefährdete Vieh errichtet und – was wohl kaum jemand zu hoffen wagte – es gelingt tatsächlich, das weitere Übergreifen der Seuche zu stoppen, die Verluste an Vieh in Grenzen zu halten.

Zum Dank für die Abwendung der großen Gefahr gelobten die Villinger „im Vertrauen auf die Heilskraft der Engelsworte: ‚Fürchtet Euch nicht‘, alljährlich in der Heiligen Nacht das Sinnbild im Kuhreihen zu erneuern und als heiliges Vermächtnis zu pflegen.“ So beschreibt Josef Liebermann in einer großen Abhandlung Mitte des letzten Jahrhunderts den Grund für den Brauch.

Es ist also ein uralter, einzigartiger Brauch, der da der Heiligen Nacht in der alten Zähringerstadt gepflegt wird und vielen Menschen bis heute zu Herzen geht. Sie alle wollen dabei sein, wenn der Herter (Kuhhirte) mit seinem rund eineinhalb Meter langen Horn begleitet von der Stadt- und Bürgerwehrmusikmusik nach der Christmette ab 23 Uhr seine Runde durch die Stadt macht und sich eine einzigartige, bewegende Stimmung über die alten historische Zähringerstadt legt.

Abschluss des Kuhreihens ist um Mitternacht auf dem Marktplatz. Ein letztes Mal wird hier das Herterhorn geblasen. Mit dem Lied „Stille Nacht“ und dem mächtigen Geläut der Münsterglocken geht der Kuhreihen zu Ende.

Ursprünglich war der Kuhreihen ein Signalruf, mit dem die Villinger Kuhhirten (Herter) ihr Vieh aus den Villinger Stadtmauern trieben, bzw. es als Signalhorn einsetzten, um mit den Hirtenbuben zu kommunizieren.

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