Von 15 auf 2250 Brutpaare
Es ist schon erstaunlich, wie sich die Zahlen in den letzten Jahren entwickelt haben. Auch 2023 setzte sich dieser Trend fort, zählten die die ehrenamtlichen Storchenbetreuerinnen und -betreuer nach vorläufigem Ergebnis rund 2.250 Horstpaare im Südwesten. Das waren 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Landesweißstorchbeauftragte Judith Opitz, die jedes Jahr die Storchenbilanz in Auftrag des Landes Baden-Württemberg erstellt: „Für den Arten- und Naturschutz ist das ein super Erfolg, denn wir kommen aus einem tiefen Tal mit nur noch 15 Brutpaaren in ganz Baden-Württemberg anno 1975. Da war der Weißstorch hier kurz vorm Aussterben“, sagt Opitz. Experten führten den damaligen Rückgang vor allem auf die Trockenlegung ganzer Landstriche und den Vormarsch des Maisanbaus, sodass die Störche ihre natürlichen Lebensräume verloren.
Von 15 auf 2250 Brutpaare
In den letzten neun Jahren ist die Zahl der Weißstorchpaare in Baden-Württemberg um das Zweieinhalbfache gestiegen. Dass jetzt die Kehrtwende erreicht wurde, hat nach Angaben von Opitz mit erfolgreichen Schutzmaßnahmen und verändertem Zugverhalten zu tun. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Baden-Württembergs Störche inzwischen den Winter zunehmend auf der Iberischen Halbinsel verbringen und sich kaum noch auf die längere, viel gefährlichere und anstrengendere Reise nach Afrika machen würden. In Spanien würden sie sich vorwiegend auf Mülldeponien und Reisfeldern ernähren. Dies habe wahrscheinlich eine geringere Wintersterblichkeit zur Folge.
Doch da gibt es noch eine andere Entwicklung. Immer mehr bleiben den Winter über im Ländle, machen sich erst gar nicht auf den Weg in Richtung Süden. Die NABU-Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz spricht in diesem Zusammenhang von mehreren hundert Vögeln, die in den letzten Jahren, die in Deutschland geblieben seien. Die Weißstörche finden in milden Wintern mit wenig Schnee bei uns ausreichend Nahrung, wie Mäuse, Regenwürmer oder kleine Fische. Sie fressen aber auch gefährlichen Abfall auf offenen Mülldeponien.
Teile vom Schwarzwald Storchenhochburg
Interessant ist natürlich, wo sich die Tiere bevorzugt aufhalten. Und siehe da: Der Schwarzwald ist nicht nur für Urlauber ein beliebtes Ziel, sondern zumindest Teile der Ferienregion Schwarzwald auch für Störche. Die meisten Hortbelegungen in ganz Baden-Württemberg gibt es nämlich im Kreis Karlsruhe und im Ortenaukreis. Sehr viele Störche leben auch um den Landkreis Rastatt, bei Baden-Baden, im Landkreis Emmendingen, im Breisgau, im Landkreis Lörrach und an der Ostseite des Schwarzwalds im Schwarzwald-Baar-Kreis.
In diesen Gebieten finden die Störche die von ihnen besonders bevorzugten Flussniederungen mit Feuchtwiesen und Teichen sowie landwirtschaftlich extensiv genutztes Grünland. Ein Beispiel ist hier die Landschaft zwischen Donaueschingen und Pfohren, wo es schon mal sein kann, dass Sie entlang des Donauradweges 50 bis 60 oder gar noch mehr Störche antreffen. Ein richtiger Storchen-Hot-Spot ist auch der Mundenhof in Freiburg. Von den rund 30 bekannten Storchennestern in Freiburg befinden sich gut die Hälfte auf den Dächern des größten Tiergeheges Baden-Württembergs. Ein Storchennest reiht sich da an das andere. Was ist das für eine Freude den Tieren zuzuschauen.
Toller ehrenamtlicher Einsatz
Doch das sind nicht die einzigen Gründe, die für die steigende Zahl der Störche gesorgt haben. Es sind auch Menschen, die mit viel Engagement dafür sorgten und sorgen, damit Adebar auch bei uns wieder eine Zukunft hat. Sei es nun, indem sie bei den Nisthilfen mit Hand anlegen oder sich für den Erhalt oder die Rückgewinnung der natürlichen Lebensbedingungen des Storches einsetzen. Und dies mit viel ehrenamtlichem Engagement. Wie zum Beispiel der Verein „Weißstorch Breisgau e.V“, der zurzeit rund 190 Storchennester in über 61 verschiedenen Ortschaften betreut. Doch es werden noch mehr ehrenamtliche Helfer gebraucht. Wer Interesse hat, kann sich beispielsweise unter www.NABU-BW.de/Storchenbetreuung informieren.