Foto: By SchiDD - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42932349
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100 Jahre Gutacher Kriegerdenkmal: Wo Frau in Tracht um die Toten trauert

28. November 2023
Über 100.000 Denkmale gibt es in Deutschland, die an die Toten der Kriege erinnern. Ein ganz außergewöhnliches, vielleicht eines der bewegendsten, steht seit 1923 - also nunmehr genau 100 Jahren - in Gutach: das Denkmal das Carl Liebich neben der Dorfkirche geschaffen hat.

Der Künstler (1868 – 1937) lebte seit den 90er Jahren als bekannter und geschätzter Maler, Zeichner und Grafiker in Gutach (Schwarzwaldbahn). Das Kriegerdenkmal legt Zeugnis ab für die hohe Qualität Liebichs als Bildhauer und für seinen ideenreichen, sensiblen Umgang mit dem Thema. Die Besonderheit dieses Ehrenmals ist die Tatsache, dass kein heroischer Soldat an die Ereignisse des Krieges erinnert, sondern eine trauernde Frau in Tracht, die ihren Bollenhut abgelegt hat.

Das Leid der Hinterbliebenen

Auf der Internetseite der Gemeinde Gutach wird der Enkel des Künstlers, Werner Liebich, zitiert der im Gutacher Heimatbuch an die Entstehung des Denkmals und die späteren Ereignisse um die trauernde Frau in Tracht erinnert. Zitat: „Das Denkmal umfasst alles, was für die Kunst Liebichs typisch ist. Eine Gestalt aus dem Volk, die Tracht als örtliches und heimatliches Symbol und Granit als heimisches Gestein. Nicht Heldenpose, Heldenverehrung mit Kriegs- und Waffensymbolik, nicht Rechtfertigung und Verherrlichung menschlichen Opfers durch den Krieg wird in den Mittelpunkt gestellt, sondern Trauer und Leid der Hinterbliebenen, der überlebenden Opfer des Krieges. Schon im ersten Jahr nach seiner Entstehung wurden mehr als 20.000 Besucher gezählt.“

Ja, bis heute stehen Menschen ergriffen vor dem Denkmal und nehmen auf den Seitenreliefs die Empfindungen und das Denken der Leute jener Zeit wahr.  Dies nicht nur an Tagen wie dem Volkstrauertag oder Totensonntag, sondern das ganze Jahr über halten hier Menschen inne, Gedenken der Toten. Auch an die, die in diesen Tagen von den verheerenden Kriegen betroffen sind, die in vielen Teilen der Welt toben. Einem Denkmal, das übrigens einst beinahe der Ideologie der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen wäre. Nur das mutige, entschiedene Eintreten des Bürgermeisters und der Gemeinde für den Erhalt des Denkmals verhinderten, dass es wie von der NSDAP gewollt, eingeschmolzen wurde. Dafür haben die Gutacher bis heute unseren Dank verdient.

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