Schwarzwald aktuell
Foto: Storz/Hochschwarzwald Tourismus GmbH
Das Plattenwieble trug drei Röcke übereinander, auf dem Kopf saß ein ausgebeulter Männerhut, sie fing Frösche und schnorrte Zigarrenstumpen, die sie genüsslich in ihrer Pfeife rauchte.
Das Plattenwieble trug drei Röcke übereinander, auf dem Kopf saß ein ausgebeulter Männerhut, sie fing Frösche und schnorrte Zigarrenstumpen, die sie genüsslich in ihrer Pfeife rauchte.
Foto: Storz/Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Menschen 4: Eine Schwarzwald-Legende – das Plattenwieble

8. Dezember 2017

Sie war gerade mal 1,40 Meter groß, das Gesicht tief zerfurcht, die Ohren riesig, auf dem Kopf trug sie immer einen ausgebeulten Männerhut und fast immer hatte sie die Pfeife im Mund, in der ein großer Zigarrenstumpen steckte, den sie genüsslich rauchte. 

Josefa Schuler hieß die Frau, die schon zu Lebzeiten zu einer echten Legende wurde. Nur ganz wenige kannten sie unter ihrem richtigen Namen. Berühmt war sie vor allem als „Plattenwieble“, wobei der Name auf die „Platte“, eine Hochfläche bei St. Peter, zurückgeht, auf der sie häufig anzutreffen war.

Viele, viele Anekdoten und Geschichten ranken sich um die Frau, die 1854 auf dem Langeckhof bei St. Peter im Hochschwarzwald geboren wurde. Mit 30 Jahren brachte sie ein von einem Hirten gezeugtes uneheliches Kind zur Welt. Das Mädchen war ihr ein und alles. Als es mit fünf Jahren starb, brach für sie eine Welt zusammen.  Sie wurde zunehmend schrullig, ihr Verhalten immer seltsamer.

Auf den Internetseiten der Hochschwarzwald Tourismus GmbH, stellt uns Barbara Bollwahn das Plattenwieble näher vor, erzählt, dass es sich nicht mehr wusch, Nacht für Nacht statt im Bett mit all ihren Kleider auf der Ofenbank schlief, die zugleich auch ihr Arbeitsplatz war.

Hier band sie Reisigbesen, die sie dann in der Umgebung verkaufte, wobei dies dann auch der Grund dafür war, dass viele das „Plattenwiible“ auch Kandelhexe nannten, auch wenn „deren Besen zum Fegen und nicht zum Fliegen gemacht waren.“ 

Drei Röcke trug Josefina Schuler übereinander. Nicht nur das: Sie lief meist auch nur barfuß umher. Im Sommer, aber auch im Winter. Wenn der Besenverkauf nicht so richtig florierte, konnte es schon mal sein, dass sie einer Bäuerin die Eier entwendete, um ihr sie dann später zu verkaufen. Und so mancher Waldarbeiter soll in jener Zeit immer wieder auch sein Vesper vermisst haben.

Ein robustes, zuweilen heiteres und frommes Wesen wird dem Plattenwieble nachgesagt. Oft war zuerst ihr lautes Singen zu vernehmen, bevor es dann aus einem Gebüsch hervorkam. Ihr Hauptgetränk: Schwarztee, aber auch das Chriesewässerle, den meisten wohl eher als Kirschwasser bekannt , stand bei ihr hoch im Kurs. Ernährt hat sie sich hauptsächlich von Speck und Brot.

Begegnete sie Wanderern, bettelte sie oft stotternd um Geld oder Tabak. Bekam sie etwas, ließ sie sich bereitwillig fotografieren. So dürfte auch das berühmte Postkartenmotiv entstanden sein, das es von ihr gibt. Noch mehr Bilder von ihr finden sich übrigens an den Wänden der Gaisfelsenhütte, die am Kandel-Höhenweg liegt.

Am 16. Dezember 1936 starb Josefa Schuler im Alter von 82 Jahren. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Friedhof in St. Peter. Ihre geliebte Pfeife wurde ihr mit ins Grab gelegt. Ihre letzte Ruhestätte ist mit einem eindrucksvollen, schmiedeeisernen Grabkreuz mit der Inschrift: „Hier ruht Josefa Schuler, Plattenwieble“ geschmückt. Vielleicht schauen Sie ja mal bei ihr vorbei.

Vergessen ist die Frau ohnehin nicht. Jedes Jahr in der Fasnachtszeit wird sie im Glottertal sogar wieder quicklebendig. Dort gibt es das Plattenwiible als Fasnachtsfigur, die natürlich so gekleidet ist, wie die Menschen im Schwarzwald ihre Legende in Erinnerung haben.

 

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