Schwarzwald aktuell

G’schichtle 65: Rothaus: Von Schnaps, Bier und einer Brauerei-Gründung

10. April 2020

Nein, wenn es um die Gründung der Rothaus-Brauerei im Hochschwarzwald geht, ist an Legenden nun wirklich kein Mangel. Tatsache ist, dass die Initiative dazu vom einst mächtigen und reichen Kloster St. Blasien ausging.

Die wohl verbreitetste Legende ist die, dass die Brauerei – jawohl Sie lesen jetzt richtig – im Jahr 1791 zur Bekämpfung der Alkoholsucht gegründet wurde. Damals soll es im Hochschwarzwald nur ein alkoholisches Getränk gegeben haben  – Schnaps. Und dem sprach die Bevölkerung in Übermaßen zu. Will heißen, die Alkoholsucht war damals weit verbreitet und mit der Gründung einer Brauerei wollten die Mönche den Umstieg der Menschen auf ein deutlich weniger hochprozentiges Getränk fördern.

„Wer‘s glaubt wird selig“, will man da sagen, denn mit der Gründung der Brauerei ließ der damalige Fürstabt Martin Gerbert gleichzeitig. eine Schnapsbrennerei einrichten, um die Lust seiner Untertanen auf Schnaps zu befriedigen. Nein, es ging nicht darum, dem Alkoholkonsum einzudämmen, sondern die geschäftstüchtigen Mönche wollte an ihm Geld verdienen.

Der pure Geschäftssinn war es also wohl, der zur Gründung der Brauerei führte, wobei die Mönche argwöhnisch Richtung Donaueschingen blickten, wo das Bier der dortigen Fürstenberg-Brauerei in der Region immer mehr Abnehmer fand. Und denen das Feld alleine überlassen, das wollte das Kloster dann doch nicht. Daran hat sich bis in die heutige Zeit nichts geändert: Die Fürstenberg-Brauerei und Rothaus liefern sich einen knallharten Wettbewerb.

Das Kloster verlor keine Zeit. Bereits 1792 begann man mit dem Bau der Brauerei und zwar beim „Rothen Haus“, einer ziemlich heruntergekommenen Spelunke, die seit geraumer Zeit im Besitz des Klosters war. Womit jetzt auch geklärt wäre, warum die Rothaus-Brauerei Rothaus heißt. Der Ortsteil Rothaus selbst gehört zu Grafenhausen.

Allzulange konnte sich das Kloster an seinem neuen Wirtschaftszweig indes nicht erfreuen. Im Zuge der Säkularisierung 1806 fiel die Brauerei Rothaus an das Großherzogtum Baden und hieß ab diesem Zeitpunkt „Großherzogliche Badische Staatsbrauerei Rothaus“.

Das Geschäft der Brauerei brummte. In den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten wurde der Betrieb immer wieder erweitert.  Mit der Gründung des Landes Baden-Württemberg ging die Brauerei in Besitz des neuen Landes über. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Jahr für Jahr darf sich das Land in aller Regel über hohe meist zweistellige Millionengewinne freuen.

Schon das zeigt: Die Rothaus-Brauerei mit ihren und 250 Beschäftigten ist heute eine sehr erfolgreiche Brauerei. Flaggschiff des Unternehmens ist das „Tannenzäpfle“. 1956 auf den Markt gebracht, hat es das Pils mit seinem berühmten Etikett längst zum Kultstatus gebracht.

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