Kommen Sie an einem klaren, windstillen Tag, mieten Sie sich ein Boot und fahren Sie hinaus aufs Wasser. Und dann schauen Sie ins Wasser. Mit ein klein wenig Glück sehen Sie die Spitze des Turmes des einstigen Klosters der Stadt. Wenn Sie dann noch an einem stillen Sonntag da sind, hören Sie mit etwas noch mehr Glück sogar den dunklen Chor der Glocken.
Da, wo sich heute dessen Wasser ausbreitet, stand nämlich eins eine mächtige Stadt mit dem bereits erwähnten Kloster. Zu den Ärmsten im Lande gehörten die Ur-Titiseer nun wirklich nicht. Sie waren reich, so reich sogar, dass es ihnen ganz offensichtlich zu wohl wurde.
Sie verloren vom wichtigsten Grundnahrungsmittel des Menschen jegliche Ehrfurcht, höhlten die duftenden Brotlaibe aus und benutzten deren knusprige Kruste als Schuhe. Nicht nur das: Die Gottesgabe wurde auch noch an das Vieh verfüttert. Irgendwann war es des Frevels dann doch zu viel. Die Stadt und das Kloster wurden von einem mächtigen Wasser, dem heutigen Titisee, überflutet und versanken auf dem Seengrund.
Beide sollten, so ist überliefert, wieder aus dem See aufsteigen, wenn das nahe Kloster in Friedenweiler untergegangen sein soll. Ist es inzwischen auch. Und zwar seit mehr als 200 Jahren, doch weder Kloster noch Stadt sind bis heute nicht wieder aufgetaucht. Wir gehen einmal davon aus, dass der liebe Gott bislang einfach noch nicht dazugekommen ist, das Wiederauftauchen zu veranlassen.