Der 1. Januar 1972: Villingen und Schwenningen werden eins. Zuvor hatten in Villingen 64,2 Prozent und in Schwenningen gar 77,4 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sich in einer Abstimmung für die Fusion der beiden Städte ausgesprochen.
Ein großer Tag, ein Tag, der natürlich auch vom festlichen Geläut der Kirchenglocken begleitet werden soll.
Um 12 Uhr mittags sollen, so ist es vereinbart, alle Glocken der Stadt läuten. In Stadtbezirk Schwenningen geht auch alles glatt. Hier legen sich alle ins Zeug. Keine, die da nicht aus Freude über die Fusion munter drauf losläuten würde.
Dann Villingen. Zehn Glocken hängen im Münster, aber acht von ihnen schwächeln, machen zur vereinbarten Zeit keinen Mucks. Die zwei restlichen – es müssen die kleinsten gewesen sein – sorgen nur für ein nur müdes Gebimmel.
Ausgerechnet heute, ausgerechnet jetzt – an diesem großen VS-Tag – gehen die meisten nicht. Und vor allem: Warum nicht? Das, so ist später aus Münsterkreisen zu hören, wisse letztlich nur der liebe Gott.
In der nur ein paar Meter entfernten Benediktinerkirche ist sogar gänzlich Stille, streikt gleich das ganze Geläut. Warum braucht man dort den lieben Gott aber nicht zu fragen. Den Grund kann man sich ansehen. Bis heute unbekannte Täter hatten
in der Nacht zuvor die Stromleitungen gekappt. Ob sie wirklich auf immer und ewig unbekannt bleiben werden? Wer weiß. Die Fahndung läuft ja noch…
Ach ja, das gilt natürlich auch für die Fusionsgegner, die ein Jahr später in der Neujahrsnacht aus Protest gegen die Fusion eine Fuhre stinkenden Mist vors Villinger Rathaus Kippten.
Viele Jahre sind seitdem ins Land gegangen. Villingen-Schwenningen bezeichnet sich heute stolz als die Baden-Württemberg-Stadt. Und dies zu Recht. Wohl nirgendwo im Musterländle wurden so viele Grenzen überwunden wie hier zwischen dem badischen Villingen und dem württembergischen Schwenningen. Und das schönste dabei: Die Fusion hat sich gelohnt. Die Stadt hat viel erreicht und die beiden großen Stadtbezirke können inzwischen auch richtig gut miteinander. Meistens wenigsten…