Hosanna ist nämlich nicht nur irgendeine Glocke, sondern eine der ältesten Angelusglocken (Gebetsglocken) Deutschlands überhaupt. Ein unbekannter Meister hat sie 1258 gegossen. Wohl jeder Freiburger kennt den melancholischen, klaren Es-Ton des Meisterwerks, die das Leben der Freiburger seit über 750 Jahre begleitet und obwohl sie auch nicht mehr die lauteste ist, prägt sie das Geläut des Freiburger Münsters bis heute. Ja, Hosanna ist – wie es die in Freiburg erscheinende Badische Zeitung einmal so zutreffend schrieb, – „die Stimme dieser Stadt.“
„Hosanna“ ist dabei nicht nur als Teil des Gesamtgeläuts aktiv, sondern zu festgelegten Zeiten auch alleine zu hören. Jeden Donnerstag erinnert sie nach dem Angelusgebet an die Angst Jesu auf dem und jeweils freitags um elf Uhr an die Kreuzigung Christi. Dieser 11 Uhr-Termin ist es, warum die Freiburger sie liebevoll „Spätzles- oder Knöpflesglock“ nennen, war ihr Geläut für die Hausfrauen in alten Zeiten das Signal dafür, dass es jetzt höchste Zeit war, das Kochwasser für die Spätzle auf den Herd zu stellen, damit sie auch fürs Mittagessen rechtzeitig fertig werden.
Am Samstagabend ruft „Hosanna“ am Abend zum Gebet für die Verstorbenen der Woche aus und an jedem 27. November erinnert sie an den schwärzesten Tag in Freiburgs Geschichte, an dem 1944 die Stadt bei Luftangriffen in Schutt und Asche gelegt wurde.
„Hosanna“ war über all die Jahrhunderte die Festglocke des Freiburger Münsters. Aber auch im Rechtsleben der Stadt hatte die Hosanna bei der Einberufung der Gerichtsversammlung sowie als Brand- und Sturmglocke eine hohe Bedeutung.
Die größte Gefahr drohte der stolzen Glocke meist in Kriegszeiten. Gleich mehrfach sollte sie wie Tausende andere Glocken eingeschmolzen werden. Und nicht nur einmal lösten die Freiburger ihre „Hosanna“ mit Geld aus Feindeshand aus.
Aber auch in der jüngsten Vergangenheit drohte Hosanna Ungemach. So wird in Freiburg erzählt, dass erst in der jüngsten Vergangenheit fast ihr letztes Stündchen geschlagen hätte. Als 1959 ein neues, größeres Geläut fürs Münster angeschafft wurde, drohte auch Hosanna das Aus. Dabei hatten die Verantwortlichen s die Liebe der Freiburger zu ihrer Glocke ganz gewaltig unterschätzt. Nicht nur den damaligen Dompfarrer traf damals fast der Schlag, als er von den Plänen erfuhr, die Glocke einzuschmelzen. Widerstand formierte sich.
Letztlich soll es der Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling gewesen sein, dem die „Stimme Freiburgs“ ihre Rettung zu verdanken hat. Der weigerte sich nämlich standhaft die Glocke einzuschmelzen und war dafür auch bereit seinen Auftrag zurückzugeben, wenn er bei dem Auftrag für die neuen Glocken die älteste des Turms hätte opfern müssen. Der damalige Erzbischof Hermann Schäufele soll daraufhin klein beigegeben haben.
Wer heute als Gast nach Freiburg kommt, kann „Hosanna“ nicht nur hören, sondern sie bei einer Besteigung des Freiburger Münsters auch bewundern. Dort lernen Sie dann auch nicht nur Hosanna“ kennen, sondern auch all die anderen Glocken und vor allem auch den aus Tannenholz gezimmerten Glockenstuhl. Ein wahres Meisterwerk alter Handwerkskunst.
Darüber hinaus können Sie von oben nicht nur begeisternde Ausblicke auf die Stadt Freiburg genießen, sondern vor allem auch den filigranen Turmhelm bewundern, der diesen Turm zum schönsten der Christenheit macht.