Foto: Hintergrund -Von Pavel Ševela, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19899352 | Schild - Katz-Group
Symbolbild
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Foto: Hintergrund -Von Pavel Ševela, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19899352 | Schild – Katz-Group

G’schichtle 32: Der Bierdeckel-Milliardär aus dem Schwarzwald

26. März 2018

Das ist der Hammer! Unfassbare 3,5 Milliarden (!!!) Bierdeckel gehen von dem im schönen Weisenbach im Murgtal ansässigen Unternehmen Katz-Group Jahr für Jahr (!!!) hinaus in alle Welt. Größer ist auf Erden keiner.

Mit den 3,5 Milliarden hat das Schwarzwälder Traditionsunternehmen mit seinen insgesamt über 250 Beschäftigten – die meisten davon am Standort Weisenbach – weltweit einen Marktanteil von sage und schreibe rund 75 Prozent. Seit 2009 gehört die Katz Group übrigens zu der Papierfabrik August Koehler, die im nahen Oberkirch ihren Sitz hat. 

Katz ist übrigens nicht nur Weltmarktführer, sondern auch das Unternehmen, von dem aus der Bierdeckel seinen Siegeszug antrat, wobei die Anfänge des Betriebs bis ins Jahr 1716 zurückreichen, als Johann Georg Katz im badischen Gernsbach ein Sägewerk erwarbt, in dem später Telegrafenmasten und Eisenbahnschwellen hergestellt wurden. Als Casimir Otto Katz die Erfindung des Faserguss-Untersetzers aufgriff, um im Badischen seine Holzabfälle aus der eigenen Produktion einer sinnvollen Verwendung zuzuführen, konnte er schon 1903 eine neue Produktlinie etablieren – der erste Bierdeckel heutigen Formats war geboren.

Nun hatte man ihn, den Deckel, auf dem nicht nur das Bierglas abgestellt werden konnte, sondern der auch den überfließenden Gerstensaft aufsaugen konnte. Sage und schreibe bis zu 300 Prozent seines Eigengewichts kann der aus Holzschliffpappe bestehende Deckel absorbieren.

Schon bald war der Deckel mehr als „nur“ Bierdeckel. Er diente dem Wirt dazu, um auf ihm mit Strichen und Kreuzen Buch über den Getränkekonsum seiner Gäste zu führen und wenn bei dem einen oder anderen so kurz vor dem „Ersten“ das Geld  mal knapp war, konnte er bei so manchem Wirt einen „Deckel machen“, was letztlich nichts anderes war, als anschreiben zu lassen. Und wenn’s in der Kneipe dann richtig hoch herging, diente der Deckel auch schon mal als Wurfgeschoss.

Doch er war und ist noch mehr: „Spielzeug“ zum Beispiel. Wer hat nicht schon Bierdeckelhäuser gebastelt oder wen hat nicht schon mal der Ehrgeiz gepackt, den dicksten Bierdeckelstapel hochzuschnippen und in der Luft aufzufangen?. Gescheitert ist unser Deckel eigentlich nur einmal, als der CDU-Politiker Friedrich Merz, die Steuererklärung so vereinfachen wollte, dass man sie auf einem Bierdeckel hätte unterbringen können. Darauf warten die Deutschen bis heute noch vergebens.
 
Auch ohne Steuererklärung, der Bierdeckel ist heutzutage wieder richtig „in“. Er ist ein richtiger Hingucker, einer, den es in allen Formen und Farben gibt und längst nicht mehr nur für Brauereien ein hervorragender Werbeträger ist, um seine Botschaft rüberzubringen.

Darüber hinaus werden von der Katz-Group neben den Bierdeckeln mit dem Kernmaterial Holzschliffpappe viele, viele weitere Produkte hergestellt. Klar ist aber auch: Der Bierdeckel ist nach wie vor das Kerngeschäft des Unternehmens, das auch darauf hinweist, wie sehr es im Schwarzwald verwurzelt ist. Wer auf den Wald als Rohstofflieferanten für Holz angewiesen ist, ist eben noch immer am besten im Wald zuhause.

Auch die Gemeinde Weisenbach weiß, was sie an ihren Bierdeckeln und der Katz-Group hat. Die weltweite Nummer eins in der Bierdeckelproduktion im Dorf zu haben, ist schließlich was. Ein richtiges Alleinstellungsmerkmal. Und damit dies auch jeder weiß, steht auf Schildern an den Ortseingängen des Dorfes: „Weisenbach -. Heimat des Bierdeckels.“

 

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