Schwarzwald aktuell
Foto: Von Osingar - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61328811
Wer den Gottesacker betritt, durchschreitet an den beiden Haupteingängen Torbögen, auf denen Bibelsprüche stehen. Torflügel fehlen, denn der Übergang zur „irdischen“ und zur „oberen“ Gemeinde soll offen und ohne Hindernis sein.
Wer den Gottesacker betritt, durchschreitet an den beiden Haupteingängen Torbögen, auf denen Bibelsprüche stehen. Torflügel fehlen, denn der Übergang zur „irdischen“ und zur „oberen“ Gemeinde soll offen und ohne Hindernis sein.
Foto: Von Osingar – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61328811

Einmalig im Schwarzwald: der Gottesacker von Königsfeld und das Osterfest

22. März 2024
Er ist etwas ganz Außergewöhnliches im Schwarzwald: der Friedhof der Herrnhuter Brüdergemeinde in Königsfeld. Der Unterschied fängt schon beim Namen an. Der Friedhof heißt hier nicht Friedhof, sondern Gottesacker. Wohl niemand, der diesen unter Denkmalschutz stehenden Ort betritt, wird sich der ihm innewohnenden, ganz besondere Atmosphäre entziehen können und wollen. Am Ostersonntag kommt dem Gottesacker dabei noch eine ganz besondere Bedeutung zu.

Der Name „Gottesacker“ verweist auf das Evangelium nach Johannes 12,24, wonach die Toten Weizenkörnern gleichen, die in die Erde fallen, um später „viel Frucht zu bringen“. Dies zeigt, welche große Rolle bei der weltweit verbreiteten evangelischen Brüdergemeinde der Glaube an die Auferstehung spielt. Für sie ist Ostern als das Fest der Auferstehung, dann auch ein ganz besonderer Tag. Dies gilt natürlich auch für die in Königsfeld. Am Ostersonntag versammelt sich die Gemeinde Jahr für Jahr schon morgens um 7 Uhr zunächst im Kirchensaal der Brüdergemeinde, um dann begleitet von den Klängen des Bläserchors zum Gottesacker zu ziehen, wo eine Auferstehungsliturgie gebetet wird und die Namen der seit dem letzten Osterfest Verstorbenen verlesen werden.

Die Schlichtheit fasziniert

Der Gottesacker in Königsfeld gehört mit Sicherheit zu den außergewöhnlichsten Friedhöfen des Schwarzwalds. Kein Wunder, dass er immer wieder auch Ziel von Menschen von außerhalb ist, die ihn sich anschauen wollen. Er ist längst überregional bekannt. Die Schlichtheit dieser Anlage fasziniert ganz einfach. Hier gibt es keine unterschiedlichen Grabsteine, wie wir sie von anderen Friedhöfen kennen. Sie stehen auch nicht, sondern sie liegen. Symbol dafür, dass die Verstorbenen schlafend ihrer Auferstehung harren.  

Nachdrücklich wird man auf dem Gottesacker durch die Grabsteine auch daran erinnert, dass im Tod und vor Gott alle Menschen gleich sind. Die Größe der in regelmäßigen Reihen in die Erde eingelassenen Grabplatten ist genauso festgelegt, wie der Textumfang der Inschriften: Name, Geburtsdatum und eventuell Geburtsort, Sterbedatum und, falls gewünscht, ein kurzer Bibeltext. Mehr nicht. Einzige Ausnahme in der Anlage sind die steinernen Kreuze der Gedenkstätte, die an Gefallenen der beiden Weltkriege erinnern.

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