Schwarzwald aktuell
Foto: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg/ArnimWeischer
Die Maulbronner Klosteranlage mit den Fischteichen.
Die Maulbronner Klosteranlage mit den Fischteichen.
Foto: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg/ArnimWeischer

G’schichtle 101: Maulbronns Mönche und ihr „Flussgemüse“

21. März 2021

 

Noch bis Ostern gilt es durchzuhalten. Dann ist die Fastenzeit wieder vorbei. Doch wussten Sie, warum in diesen Tagen der Verzehr von Fisch erlaubt ist und der von Fleisch nicht? Diese und andere Fragen werden beantwortet, wenn man sich näher mit der Geschichte von Kloster Maulbronn und deren Zisterzienser-Mönchen beschäftigt.

Fleisch zu essen war den Zisterziensern verboten, Fisch zu essen erlaubt. Daher war die Fischzucht für die Maulbronner Mönche von großer Bedeutung. Sie legten ein einzigartiges Teichsystem mit 20 Stauseen und Weihern an, das – zusammen mit der gesamten Klosteranlage – zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Ja, die Mönche von Maulbronn waren wahre Meister der Wasserwirtschaft und der Wassernutzung. Durch das von ihnen angelegte weit verzweigte System von Gräben und Kanäle wurden die umliegenden Feuchtgebiete in die Salzach entwässert. Stauseen dienten als Wasserreservoire und Fischteiche und bildeten somit mit eine sehr wichtige Ernährungsgrundlage. In weiten Teilen sind die Anlagen nachvollziehbar und, soweit erhalten, erfüllen sie bis heute diese Funktionen.

Fisch aus den eigenen Weihern

Dass man bei den Mönchen in Maulbronn bei der Ernährung so auf den Fisch setzte, hatte natürlich seinen Grund. Den Zisterziensern war es nämlich verboten, das Fleisch „vierfüßiger Tiere“ zu essen. Fische fielen als „Flussgemüse“ jedoch nicht unter dieses Verbot. Entsprechend spielte Fisch im Klosteralltag eine wichtige Rolle.

Doch in Fastenzeiten stieg auch die Nachfrage nach Fisch in der Bevölkerung. Um diesen großen Bedarf zu decken, ging Kloster Maulbronn wie viele andere Klöster dazu über, Fische in seinen Weihern zu züchten. Vor allem Aale, Hechte und Karpfen wurden in den Klosterteichen gezüchtet und von den Mönchen verkauft oder selbst gegessen.

Karpfen gegen schlechte Zähne

Ein Beispiel, was die Zisterzienser in Sachen Fisch so alles draufhatten, zeigte sich ganz besonders an der Karpfenzucht. Sie wurde im Kloster Maulbronn weiterentwickelt und perfektioniert. Mit viel Geduld und Mühe gelang es ihnen, den Spiegelkarpfen zu züchten, der – im Vergleich zum Wildkarpfen – nur noch wenige Schuppen besitzt. Das taten sie, um die Zähne zu schonen: Speisen sollten möglichst leicht zu kauen sein, da es um die Gesundheit von Zähnen nicht zum Besten stand und Karpfen mit Haut und Schuppen gegessen wurden.

Doch das Wasser wurde natürlich nicht nur zur Fischzucht genutzt. Die Maulbronner Mönche fassten den Wasserlauf der Salzach und des Blaubachs innerhalb der Klostermauern als Kanal, der Abwässer und Abfälle aus Latrinen, Küche und Wirtschaftsgebäuden aufnehmen konnte. Außerdem konnten sie damit den Wasserbedarf zum Antrieb ihrer Mühle steuern, die sich im Kloster befand. Bis heute durchfließt er die Klosteranlage.

Von den im 12. Jahrhundert angelegten Weihern sind heute nur noch drei vollständig erhalten: der Roßweiher, der Aalkistensee und der Tiefe See. Letzterer wird seit 1898 als öffentlicher Badesee benutzt. Hier können Sie ein Badeerlebnis im Einklang mit der Natur, verbunden mit dem Komfort eines Freibades genießen. Außerdem laden Tret- und Ruderboote zu einer Fahrt über den Tiefen See ein.

Beliebtes Ziel der Schwarzwald-Urlauber

Maulbronn gilt als die am vollständigste erhaltene Klosteranlage des Mittelalters nördlich der Alpen. Die Zisterzienser begannen Mitte des 12. Jahrhunderts mit dem Bau – über die Jahrhunderte entstand eine riesige Klosterstadt. Nicht von ungefähr gilt das Kloster Maulbronn als einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Ferienregion Schwarzwald. Seit 1993 gehört das Kloster zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es ist eines von sechs Weltkulturerbestätten in Baden-Württemberg und die einzige in der Ferienregion Schwarzwald. Erinnern wollen wir natürlich auch daran, dass im Kloster Maulbronn auch die berühmten Maultaschen erfunden worden sein sollen. Doch das ist schon wieder eine eigene Geschichte wert. www.schwarzwald-aktuell.eu/news/maultaschen-aus-maulbronn

Mehr über das Kloster Maulbronn und viele weitere Klöster, Schlösser, Burgen, Gärten und Kleinode Baden-Württembergs finden Sie auf den wirklich herausragenden Internetseiten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Auf deren Veröffentlichungen beruht auch dieser Artikel. Eine wahre Fundgrube. www.schloesser-und-gaerten.de

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