Foto: www.facebook.com/NarrozunftV/
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Villinger Kuhreihen: Mystischer Brauch in Heiliger Nacht

14. Dezember 2024
Auch 2024 werden wieder viele, viele Menschen spät in der Heiligen Nacht nach der Christmette dabei sein, wenn die Stadt Villingen wie alle Jahre wieder ihr Gelübde erfüllt, das ihre Bürgerinnen und Bürger in der höchsten Not im Jahre 1765 abgegeben haben: den Kuhreihen.

1765: In Villingen grassiert eine Viehseuche. Bei den Menschen ruft sie schwerste Besorgnis hervor, droht sie doch den ganzen Viehbestand zu vernichten. In der Nähe des Gottesackers werden eilends Notställe für das gefährdete Vieh errichtet und – was wohl kaum jemand zu hoffen wagte – es gelingt tatsächlich, das weitere Übergreifen der Seuche zu stoppen, die Verluste an Vieh in Grenzen zu halten.

Dank für Abwendung einer Viehseuche

Zum Dank für die Abwendung der großen Gefahr gelobten die Villinger „im Vertrauen auf die Heilskraft der Engelsworte: ‚Fürchtet Euch nicht‘, alljährlich in der Heiligen Nacht das Sinnbild im Kuhreihen zu erneuern und als heiliges Vermächtnis zu pflegen.“ So beschreibt Josef Liebermann in einer großen Abhandlung Mitte des letzten Jahrhunderts den Grund für den Brauch.

Einmalig im Schwarzwald

Ja, es ist ein beeindruckendes, berührendes Brauchtum, das seitdem Jahr für Jahr in der Heiligen Nacht in der alten Zähringerstadt gepflegt wird und vielen Menschen bis heute zu Herzen geht. Sie alle wollen dabei sein, wenn der Herter (Kuhhirte) mit seinem rund eineinhalb Meter langen Horn begleitet von der Stadt- und Bürgerwehrmusikmusik nach der Christmette ab 23 Uhr seine Runde durch die Stadt macht.

Auch 2024 wird das wieder so sein. Abschluss des Kuhreihens ist um Mitternacht auf dem Marktplatz. Ein letztes Mal wird hier das Herterhorn geblasen. Mit dem Lied „Stille Nacht“ und dem mächtigen Geläut der Münsterglocken geht der Kuhreihen zu Ende.

Kuhreihen war ein Signalruf

In alten Zeiten war der Kuhreihen übrigens ein Signalruf. Er ertönte beispielsweise zum Aus- und Abtrieb des Viehs und diente den Kuhhirten auch dazu, sich mit ihren Hirtenbuben zu verständigen. Zu den verschiedenen Anlässen gab es dann auch bald Verse. Hier ein Beispiel für einen zum Austrieb des Viehs.

„Loset ihr Küehli, ihr Stierli,
De Herter blost’s Hoern,
Blost’s hinne, blost’s voern,
‚S Väah will zum Grase
Nus uf de Wase:
Wudli,wudli,wudli,wudli,
Rus us em Stal,
Kummet ihr Küehli, ihr Stierli.“

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