Schwarzwald aktuell
Foto: Heike Budig / Schwarzwald Tourismus
Foto: Heike Budig / Schwarzwald Tourismus

Schwarzwälder Bollenhut feiert 222. Geburtstag

7. Januar 2019

Wenn das Mal kein Grund zum Feiern ist: Das Synonym für den Schwarzwald – der Bollenhut - feiert heute, 7. Januar, keinen runden, aber doch einen sehr außergewöhnlichen Geburtstag: den 222sten.

Man schrieb den 7. Januar, 1797, als Herzog Friedrich Eugen von Württemberg einen Brief an das zuständige Oberamt schrieb und „seine“ Schwarzwälder Gemeinden dazu aufforderte, künftig als Ausweg aus der wirtschaftlichen Misere in die Hutherstellung einzusteigen. Es war die Initialzündung, die dann letztlich zu dem Bollenhut führte, wie wir ihn heute kennen.

Die ersten Hüte waren noch Strohgeflechte auf denen 14 schwarze und rote Kreise aufgemalt waren. 1820 wurden dann erstmals Wollbollen aufgenäht, die im Laufe des 19. Jahrhunderts immer größer wurden. Heute ist der Bollenhut als Symbol für den Schwarzwald allgegenwärtig und weltberühmt. Dabei ist die Tracht mit dem Bollenhut nur eine von etwa 120 Schwarzwälder Trachten. Sie wird als Gutacher Tracht nur in den drei Dörfern Gutach, Kirnbach und Reichenbach im mittleren Schwarzwald getragen.

Die Bollen sind das auffallendste Merkmal der Tracht der drei „Bollenhutdörfer“. Auf dem mit weißer Masse gefestigten Strohhut, sind in Kreuzform elf große und drei im Ansatz erkennbare Wollbollen aufgenäht, wobei Bollenhut nicht gleich Bollenhut ist. Die einen sind mit roten, die anderen mit schwarzen Bollen ausgestattet. Die roten zieren den Kopf der noch ledigen Frauen, die schwarzen, die der verheirateten. Das Gewicht des Hutes beträgt etwa zwei Kilogramm.

Künstler, Fotografen und Schriftsteller waren es, die letztlich dazu beitrugen, dass die Gutacher Tracht weit über die drei Gemeinden hinaus bekannt wurde. Ganz besonders verdienstvoll und nach außen wirkend war und ist das Schaffen der Gutacher Malerkolonie, begründet schon im 19. Jahrhundert durch Wilhelm Hasemann und Curt Liebich. Von Liebich stammt auch das Kriegerdenkmal mit einer trauernden Frau in Gutacher Tracht. In den Werken von weit über 100 Künstlerinnen und Künstlern findet sich immer wieder in unterschiedlichsten Darstellungsweisen die Tracht mit dem Bollenhut aus Gutach im Schwarzwald.

International bekannt wurde der Bollenhut durch den Heimatfilm „Schwarzwaldmädel“. Der erste deutsche Farbheimatfilm entstand nach einer Operette von August Neidhart und wurde 1950 unter der Regie von Hans Deppe. Die Hauptdarstellerin Sonja Ziemann in der Bollenhuttracht wurde für ein Millionenpublikum zur Ikone einer Bilderbuchlandschaft und zum Synonym für die heile Welt im Schwarzwald.

Der Bollenhut trat den Siegeszug rund um die ganze Welt an. Er wurde zum Symbol für den Schwarzwald, das man in China genauso kennt, wie in den USA oder in Russland und in vielen anderen Ländern der Welt, wobei es zuvorderst der mit den roten Bollen ist. Die Schwarzwald Tourismus GmbH wirbt heute weltweit sehr erfolgreich mit dem Bollenhut und auch bei uns – bei SCHWARZWALD aktuell – spielt er eine wichtige Rolle.  

Im Schwarzwald selbst begegnet uns der Hut schon fast auf Schritt und Tritt. Kaum ein Urlauber geht ohne Souvenir nach Hause, auf dem nicht in irgendeiner Form der Bollenhut zu sehen ist. Er ziert beispielsweise die Verpackung von Schwarzwälder Milch genauso wie die vom Schwarzwälder Schinken. Kaum ein Urlauber dürfte den Schwarzwald ohne ein Souvenir verlassen, au dem nicht in irgendeiner Form der Bollenhut verewigt ist. Hunderte verschiedene gibt es davon inzwischen.  Wenn es nur reicht. Gerade in den letzten Jahren hielten auch ganz moderne Bollenhutversionen Einzug in Kunst und Produktion.

Die ursprüngliche Tracht ist im kirchlichen und weltlichen Brauchtum der drei Gemeinden bis heute fest verankert. Bei der Auferstehungsfeier am Ostersonntag, beim Erntedankfest (1. Sonntag im Oktober), bei gemeindlichen Festen und Feiern ist die schmucke Bollenhuttracht wird die Tracht getragen.  Im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach, im Trachtenmuseum Haslach und im Schwarzwaldmuseum in Triberg ist sie ausgestellt.

 

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