Schon im Mittelalter war die Badhofquelle im Wutachtal ein Begriff. 1839 wurde die erste kleinere Badeanstalt eröffnet. Einen richtigen Aufschwung gab es dann nach 1888, als der ehemalige Freiburger Oberbürgermeister Karl Schuster richtig Geld in die Hand nahm und Bad Boll zu einem stolzen Kurbad ausbaute
Einst ein stolzes Kurbad
Im dreistöckigen Kurhaus gab es nun einen rund 100 Personen fassenden eleganten Speisesaal, ein Badhaus mit Einrichtungen für Inhalation, Massagen und die verschiedensten Bäder. Nicht nur die Säle, der Park und die Gartenanlage waren für die damalige Zeit nicht selbstverständlich elektrisch beleuchtet, sondern auch der 50 Meter hohe Wasserfall. Ein ganz besonderes Highlight waren die zwei Seen, auf denen die Gäste Gondel fahren konnten und die Fischteiche und Forellenzucht in den Gartenanlagen.
Engländer steigen der Forellen wegen ein
1894 gelang dem Tourismus in Bad Boll der internationale Durchbruch. Eine Gruppe britischer Angler kaufte das Hotel. Grund dafür war der Forellenbestand in der Wutach, der den Ruf genoss, der beste von ganz Deutschland zu sein. Der „Bad Boll Fishing Club“ pachtete auf einer Länge von 80 Kilometer die Angelrechte an der Wutach.
Auch Winston Churchill soll hier geangelt haben
Nun kamen zunehmend internationale Besucher. Darunter hochrangige Gäste vor allem aus dem Adel und dem Militär. Besucher aus New York, St. Petersburg, Florenz, Paris und manchen Orten mehr fühlten sich hier pudelwohl. Unter ihnen zum Beispiel auch der afrikanische junge Prinz Hassan. Auch der spätere englische Premierminister Winston Churchill soll hier in jungen Jahren die Angel ausgeworfen haben.
Die Blütezeit des Bades war indes eine kurze. Ab 1909 nahm die Wasserverschmutzung dermaßen zu, dass das Angeln mehr und mehr unmöglich wurde. Verantwortlich dafür waren die Abwässer, die eine Holzzell- und Papierfabrik aus Neustadt in die Wutach einleitete. 1913 dann der Höhepunkt, als ein nach Schwefel stinkender Schaumteppich auf der Wutach an Bad Boll vorbeizog. Noch im gleichen Jahr zogen sich der „Fishing Club“ aus Bad Boll zurück.
1992 rückten Abrissbagger an
Das Bad sollte nie wieder auf die Beine kommen. Zeitweise diente es nach dem 2. Weltkrieg noch als Erholungsheim und als Therapiezentrum für Drogenabhängige. Ein potentieller Investor wurde wegen möglicher negativer Auswirkungen auf den Naturschutz mit seinen Tourismusplänen in den 1980er-Jahren nach heftigen Auseinandersetzungen ausgebremst. Die Anlage zerfiel. Das Land erwarb das Anwesen. 1992 rückten die Abrissbagger an. Die Tage von Bad Boll waren endgültig gezählt.
Heute Traumziel für Wanderer
Was heute wieder anders als zur Krisenzeit ist: Das Wasser ist wieder sauber und auch die Fischlein fühlen sich hier wieder wohl. Darüber gehören die Wanderungen durch den „Grand Canyon“ Deutschlands zu den schönsten und beliebtesten, die es inden deutschen Landen gibt.