Weltpremiere in Denzlingen
„Na und?“, mag man denken. „Passiert doch täglich.“ Damals jedoch war das eine Sensation. Drei Mark musste Gütermann bezahlen – für ein Vergehen, das heute Millionen Autofahrern jährlich passiert. Der kleine, aber historische Unterschied: Seine Strafe war die erste ihrer Art weltweit.
Der flatternde Vorhang als „Blitzer“
Und wie wurde der Raser überführt? Nicht etwa durch Technik – sondern durch ein Detail mit Symbolkraft: Auf seiner Fahrt durch Denzlingen blähte sein Tempo die Vorhänge eines Gasthofs derart auf, dass Zeugen stutzig wurden. Die Anzeige folgte prompt.
Ein Benz mit bis zu 30 km/h
Das Auto, das damals unterwegs war, wird im Strafzettel als „Benz-Motor-Pferd“ bezeichnet – es handelte sich um den „Patent-Motorwagen Benz Victoria“. Gütermann war einer der ersten Autofahrer im südlichen Baden. Sein Fahrzeug schaffte theoretisch bis zu 30 km/h – doch innerorts galt bereits damals eine Geschwindigkeitsbegrenzung: 6 km/h waren erlaubt, außerorts 12 km/h.
Pferde scheuen, Bäuerinnen bekreuzigen sich
Wie außergewöhnlich das Gefährt war, zeigen die Erinnerungen seiner Urenkelin Alexandra Gütermann. In einem Interview mit der Badischen Zeitung erzählte sie, dass sich Bäuerinnen bekreuzigten, wenn das Motorengeräusch auftauchte und die Pferde vor dem neuen Rivalen auf Rädern scheuten.
Archivfund mit Folgen
Heute befindet sich der berühmte Strafzettel im Archiv des Automobilmuseums „PS.Speicher“ in Einbeck (Niedersachsen). 2016 entdeckte Mercedes-Benz das Dokument wieder – und reagierte charmant: In einer Anzeige in der Badischen Zeitung entschuldigte sich der Autobauer mit einem Augenzwinkern bei der Gemeinde Denzlingen. Der Spruch: „Sorry Denzlingen, kommt nicht wieder vor.“
Lohnt sich: Das Video zum ersten Strafzettel
Ein wirklich super Video zu dem kuriosen Vorfall Video gibt es www.youtube.com. Dort nur einfach „Erster Strafzettel der Welt“ eingeben
Das Video gibt es www.youtube.com. Dort nur einfach „Erster Strafzettel der Welt“ eingeben. Lohnt sich, ist nämlich nett gemacht.